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Videobegleitung des Trenching-Projektes in Dortmund © Gigabitbüro des Bundes

Der Ausbau und die Erweiterung zukunftsfähiger Telekommunikationsnetze erfolgt durch den Einsatz unterschiedlicher Legetechniken. Dazu zählen auch sogenannte Trenching-Verfahren, deren Einsatz in der Praxis jedoch oftmals kontrovers diskutiert wird. Aus diesem Grund beleuchten der Steuerkreis Bauwesen und die Arbeitsgemeinschaft Digitale Netze im BMDV – beide beschäftigen sich unter anderem mit innovativen Bauverfahren beim Glasfaserausbau – gemeinsam mit dem Gigabitbüro des Bundes diese Legemethoden näher. Im Fokus stehen dabei jedoch nicht die technische Umsetzung oder die theoretischen Vor- und Nachteile von Trenching. Vielmehr geht es um die praktischen Erfahrungen der kommunalen Verantwortlichen sowie mögliche Hindernisse und konkrete Lösungsansätze beim Einsatz von Trenching. In Dortmund war das Gigabitbüro des Bundes deshalb einen Tag vor Ort und begleitete die Stadt bei deren Trenching-Projekt.

Im Rahmen eines Pilotprojekts sammelt Dortmund Erfahrung mit Trenching

Vor Ort in Dortmund: Beteiligte Akteure des Trenching-Projektes © Gigabitbüro des Bundes

Es ist 9.00 Uhr morgens auf einer Landstraße im Dortmunder Stadtteil Syburg: Die Straße wird teilweise abgesperrt, nur kleinräumig am Rand entsteht eine Baustelle. Gegen 10.30 Uhr steigt Rauch auf, die Maschinen starten: Ein schmaler Schlitz wird in den Straßenkörper geschleift. Bereits um 14.00 Uhr ist der Geruch von Asphalt wahrzunehmen. Der Schlitz wird wieder verfüllt und glattgezogen. Im Rahmen des Pilotprojektes wurden mit Hilfe des Trenching-Verfahrens Glasfaserleitungen auf einer Strecke von über zwei Kilometern verlegt – in einem nur zehn Zentimeter breiten und 40 Zentimeter tiefen Schlitz.
„Wir versprechen uns, aus dem Projekt zu lernen. Zum einen, wo und wann Trenching eingesetzt werden kann. Zum anderen ist für uns auch der wirtschaftliche Aspekt von Relevanz, inwiefern es sich in der Praxis um ein schnelles und kosteneffizientes Verfahren handelt“, sagt Dr. Jan Fritz Rettberg, Chief Information/Innovation Officer (CIIO) der Stadt Dortmund. Im Rahmen des Pilotprojektes setzen die Verantwortlichen Trenching mit dem Ziel ein, eigene praktische Erfahrungen zu sammeln und dadurch aktiv an der Gestaltung der Rahmenbedingungen für den Einsatz von Trenching mitzuwirken.

Dortmund geht Bedenken beim Einsatz von Trenching offen an

Laut Sylvia Uehlendahl, Amtsleiterin des Tiefbauamts der Stadt Dortmund, bestanden insbesondere Bedenken hinsichtlich der kraftschlüssigen Verfüllung des Schlitzes, also der Qualität und Langlebigkeit der Wiederherstellung der Straßenoberfläche. Die Verantwortlichen der Stadt Dortmund haben im Rahmen mehrerer Sitzungen sowie Voruntersuchungen genaustens abgewogen, inwiefern sich Trenching im Stadtgebiet einsetzen lässt. Für die Umsetzung des Pilotprojekts wählten sie eine über zwei Kilometer lange Strecke auf der Wannestraße im Süden Dortmunds aus. Die Landstraße ist für Ralf Zeiler, Bereichsleiter Technische Dienste Straße im Tiefbauamt Dortmund, aufgrund der vorliegenden Rahmenbedingungen für den Einsatz von Trenching geeignet: zum einen wegen der guten Beschaffenheit der Straßendecke, zum anderen erlauben Waldgebiet und Felder entlang der Straße, welche sich in einem Landschaftsschutzgebiet befindet, kaum ein anderes Verfahren, ohne dass Bäume hätten weichen müssen. „Trenching ist ein Baustein für den zügigen Breitbandausbau, wenn es die Qualität des Straßenkörpers zulässt. Dabei gilt für uns als Stadt: die richtige Bauweise an der richtigen Stelle. Die Wannestraße weist eine gute Bausubstanz und Ebenheit auf, sodass wir als Straßenbaulastträger sagen können: Trenching wird hier funktionieren“, sagt Ralf Zeiler. Für ihn spielt insbesondere die Bausubstanz der Straße eine wichtige Rolle: Risse, Abplatzung oder marode Deckschichtbelege stellen für ihn keine geeigneten Rahmenbedingungen für den Einsatz dar. Bestehende Leitungen (z. B. Strom-, Gas-, Wasserleitungen, etc.), insbesondere in Gehwegen, seien ein zusätzliches Hindernis für den Einsatz von Trenching.

Aber nicht nur an der Wannestraße, sondern auch bei weiteren Ausbauprojekten andernorts soll Trenching perspektivisch noch zum Einsatz kommen. Im Rahmen des geförderten Breitbandausbaus – in Dortmund werden über 400 Kilometer Breitband-Trasse gefördert ausgebaut – sollten laut Björn Meder, Gigabitkoordinator der Stadt Dortmund, beim Tiefbau mindestens fünf Prozent alternative Verlegemethoden eingesetzt werden. Hierbei leiste das Projekt an der Wannestraße einen entscheidenden Beitrag.

Durch den Einsatz in Syburg möchte Dortmund die Rahmenbedingungen für Trenching aktiv mitgestalten

Für die Amtsleiterin des Tiefbauamts der Stadt Dortmund, Sylvia Uehlendahl, sollen – neben den praktischen Erfahrungen – die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Ausbauprojekt in der Wannestraße insbesondere den Einsatz von Trenching aktiv voranbringen: „Wir wollen mitgestalten an einer Bauweise, die Einzug findet in die Regelwerke. Wir wollen mitgestalten an einer einerseits schnellen und kosteneffizienten Bauweise, die aber auf der anderen Seite die Qualität für den Straßenaufbau dauerhaft gewährleistet.“ Immerhin ist ein weiterer Grund, weshalb sich viele Städte und Kommunen beim Einsatz von Trenching bisher zurückhalten, der, dass noch keine allgemein verbindlichen Regelwerke für diese Verlegemethoden bestehen. Daher werden die technischen Rahmenbedingungen und Einsatzmöglichkeiten für die verschiedenen Trenching-Verfahren in Fachkreisen offen diskutiert. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) und die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) erstellen derzeit Regelwerke, um Rahmenbedingungen für Planung, Genehmigung und Umsetzung verschiedener Trenching-Verfahren zu setzen, nach denen sich Straßenbauämter sowie Telekommunikations- und Tiefbauunternehmen richten können. Die Verantwortlichen der Stadt haben sich somit auch für eine Umsetzung – obgleich Trenching in Dortmund noch nicht der gelebten Praxis entspricht – entschieden, um Erkenntnisse in das derzeit laufende Normungsverfahren einfließen zu lassen.

Exkurs: Vorgehensweise bei dem Trenching-Verfahren in Dortmund

Grundsätzlich können im Rahmen von Trenching-Verfahren unterschiedliche Techniken – auch Nano-, Micro-, Mini- und Macro-Trenching genannt – zum Einsatz kommen, welche hinsichtlich der Tiefe und Breite der realisierten Verlegefuge sowie der verwendeten Schneide- bzw. Frästechnik variieren. Für das Verlegen von Glasfaserleitungen wird dabei nur ein schmaler Schlitz in die Straße gefräst, gesägt oder geschleift – üblicherweise in geringerer Tiefe als bei der klassischen offenen Grabenbauweise.
Im Fall der Dortmunder Wannestraße wurde das Schleifverfahren (sog. Micro-Trenching) im Straßenrand eingesetzt. Die einzelnen Schritte werden in der folgenden Bildergalerie ersichtlich:

1. Setzen des Schlitzes
2. Abtransport des Aushubs
3. Verlegung der Glasfaserleitungen
4. Verfüllung des Schlitzes
5. Säuberung des Schlitzes
6. Wiederherstellung der Oberfläche
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1. Setzen des Schlitzes
2. Abtransport des Aushubs
3. Verlegung der Glasfaserleitungen
4. Verfüllung des Schlitzes
5. Säuberung des Schlitzes
6. Wiederherstellung der Oberfläche
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Eine frühzeitige Abstimmung ist essenziell bei der Wahl der Verlegemethode

Ralf Zeiler und Björn Meder von der Stadt Dortmund betonen, wie wichtig frühzeitige Abstimmungen zwischen dem ausbauwilligen Telekommunikationsunternehmen, der Verkehrsbehörde und dem Tiefbauamt sind, damit Trenching-Verfahren ein nachhaltiges Instrument darstellen und den Gigabitausbau bei gleichbleibender Qualität der Wiederherstellung des Straßenaufbaus voranbringen. Ein gemeinsamer Austausch zu den Möglichkeiten der Anwendung und der Vorgehensweise bei der Umsetzung sei insbesondere vor Einreichen des Antrags entscheidend, denn nur so könne ein reibungsloser Genehmigungsprozess erfolgen.

Pilotprojekt leistet zentralen Beitrag zur flächendeckenden Versorgung mit gigabitfähigem Internet

17:30 Uhr: Die Baustelle an der Wannestraße wird abgebaut, die Fahrbahn ist wieder frei und vollständig befahrbar. Die Umsetzung in Dortmund hat gezeigt, dass ein kleiner Schlitz in der Straße durchaus eine große Wirkung haben kann: Durch den Einsatz von Trenching konnten Glasfaserleitungen auf über zwei Kilometern an nur einem Tag verlegt werden. Die Stadt hat so einen weiteren Schritt hin zur flächendeckenden Versorgung mit gigabitfähigem Internet zurückgelegt.

Für den Gigabitausbau bieten sich zahlreiche einsetzbare Legemethoden an

Der Ausbau und die Erweiterung zukunftsfähiger Telekommunikationsnetze wird durch den Einsatz unterschiedlicher Verlegemethoden ermöglicht. Insbesondere in unterversorgten ländlich Gebieten tragen sogenannte „alternative Legemethoden “ wie das Trenching zum flächendeckenden Gigabitausbau bei. So können die Tiefbaukosten, die den überwiegenden Teil der Kosten des Ausbaus ausmachen, je nach Örtlichkeit und Projekt spürbar verringert und gleichzeitig die Geschwindigkeit der Projektrealisierung deutlich gesteigert werden.

Thema
Übersicht verschiedener Legemethoden

Handreichung gibt Übersicht zu den Legemethoden und ihren Einsatzmöglichkeiten

Die Handreichung „Verlegemethoden für den Gigabitausbau“ der AG Digitale Netze des BMDV beschreibt die verschiedenen unterirdischen Legemethoden sowie die oberirdische Bauweise zur Errichtung von TK-Infrastrukturen im Detail. Dazu gibt sie den kommunalen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern vor Ort eine allgemeine Darstellung der möglichen Legemethoden an die Hand, erläutert die gängigen Vorgehensweisen und stellt die verschiedenen Einsatzzwecke und -bereiche übersichtlich dar.

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