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Die Digitalisierung durchdringt nahezu alle Lebensbereiche – auch den Unterricht an den Schulen. So schließt die Stadt Herne in Nordrhein-Westfalen bis Ende 2024 alle Schulen im Stadtgebiet an das Gigabitnetz an. Sukzessive sollen in den kommenden Jahren alle Schulen digitalisiert und alle Klassenräume mit moderner Technik ausgestattet werden. Im Gespräch mit dem Gigabitbüro des Bundes berichten Dr. Heike Christine Wegner, Abteilungsleiterin für Bildungsmanagement und Digitalisierung im Fachbereich Schule und Weiterbildung der Stadt Herne, und Frank Michalowski, Breitbandkoordinator für Schulen der Stadt Herne, von der Herausforderung, 41 Schulen im Stadtgebiet mit schnellem Internet und rund 18.000 Schüler*innen mit digitalen Endgeräten zu versorgen.

Unterversorgte Herner Schulen werden bis Ende 2024 an das Glasfasernetz angeschlossen

Mit dem Zukunftsimpuls „Herne 2025 – urban.digital.international“ hat die Stadt Herne bereits frühzeitig die strategischen Leitplanken für die zielgerichtete Digitalisierung insbesondere im Bildungssektor gelegt. Hierzu zählt seit Jahren der kontinuierliche Ausbau der digitalen Infrastruktur insbesondere für die Herner Schullandschaft. Inzwischen konnte eine Anbindungsperspektive mit gigabitfähigen Netzen für alle Herner Schulen geschaffen werden.

– Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda, Stadt Herne

Um die Schulen für das digitale Zeitalter fit zu machen, ist der Anschluss an ein gigabitfähiges Netz die Grundlage. In Herne werden alle Schulen, welche bisher noch nicht an ein Gigabitnetz angeschlossen sind, bis Ende 2024 mit einer Glasfaseranbindung versorgt. Den Ausbau in der sogenannten Netzebene 3 übernimmt dabei die Deutsche Telekom als Projektpartner. Unterstützt wird die Glasfaseranbindung für 16 unterversorgte Schulen durch das Bundesförderprogramm „Weiße Flecken“ sowie durch Zuschüsse des Landes Nordrhein-Westfalen.
Der Weg zum schnellen Internet endet allerdings nicht mit dem Anschluss der Schulen an das Glasfasernetz: Innerhalb der Schulgebäude müssen leistungsfähige, strukturierte Verkabelungen aufgebaut oder erneuert werden, damit in jeder Klasse und auf jedem Endgerät der Schüler*innen reibungslos gelernt und gearbeitet werden kann. Aus diesem Grund werden in Herne parallel zur Glasfaseranbindung die Inhouse-Netze der Schulen ausgebaut. In der Übergangszeit kann es zu Verzögerungen kommen, bis in den Klassenzimmern alles so läuft, wie gewünscht: „Einige von uns priorisierte Schulen liegen nicht in den ersten Ausbaugebieten des Netzbetreibers. Daher kann die Situation auftreten, dass die strukturierte Gebäudeverkabelung vorhanden ist, der Glasfaseranschluss an das Gebäude jedoch noch fehlt. Durch den engen Kontakt, den wir mit dem Netzbetreiber pflegen, wird aber versucht, unsere Wünsche zu berücksichtigen“ erklärt Frank Michalowski.

Abteilungsleiterin für Bildungsmanagement Dr. Heike Christine Wegner, Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und Breitbandkoordinator für Schulen Frank Michalowski (v.l.n.r.) © Stadt Herne

Die Stadt Herne legte schon früh die Grundlagen für die heutigen Anforderungen und die Fördermittelbeantragung

Um die bedarfsgerechte technische Ausstattung der Klassenräume (notwendige Anschlüsse, Anzahl der Endgeräte) im Zusammenhang mit den jeweiligen pädagogischen Anforderungen festzulegen, erstellten die 41 Herner Schulen individuelle Medienkonzepte, die in einen übergeordneten Medienentwicklungsplan einfließen werden. „Der baulich technische Grundbedarf aller unserer Schulen ist sehr ähnlich, da es sich bei den Maßnahmen in erster Linie um eine infrastrukturelle Grundversorgung mit einer Anbindung an das Glasfasernetz der Stadt, eine Verteilung in der Schule und die Aufstellung von WLAN Access-Points handelt. Erst in zweiter Linie ist die Beschaffung von digitalen Tafeln und Tablets für die Kinder geplant, um die Versorgung überhaupt nutzen zu können“ berichtet Dr. Heike Christine Wegner von der Ausgangssituation an den Herner Schulen; „Für die Ausstattung der jeweiligen Klassenräume wurde in Herne ein differenzierter Standard festgelegt. Unabhängig der Schulform gibt es eine Grundausstattung, zu denen eine moderne Gebäudeverkabelung, WLAN im gesamten Gebäude und Displays statt Kreidetafeln gehören“. Jeder Klassenraum in der jeweiligen Schule wird entsprechend nach dem gleichen Prinzip ausgestattet. Für den Ausbau innerhalb der Schulen – in der sogenannten Netzebene 4 – wurden lokale Unternehmen beauftragt, welche den Großteil des Ausbaus in den Ferien sowie kleinere Arbeiten parallel zum Unterrichtsgeschehen durchführen. Die Schulen werden übergangsweise mit LTE-Routern versorgt, bis der Ausbau der Netzinfrastruktur fertiggestellt ist.

Um die Grundlage für die bedarfsgerechte technische Ausstattung der Schulen festzulegen, wurden die Weichen in Herne laut Dr. Wegner schon früh gestellt: „Bereits vor dem DigitalPakt gab es für unsere Schulen einen moderierten Prozess durch einen externen Dienstleisters, in dem die technischen Bedarfe der Schulen anhand der Medienkonzepte festgestellt wurden. Die Erkenntnisse daraus konnten wir für die Beantragung der Fördermittel aus dem DigitalPakt nutzen“. Aufbauend auf den Erfahrungen des Vorprojektes, den Medienkonzepten der Schulen und basierend auf einer fachbereichsübergreifenden Projektstruktur „Digitaloffensive Schule“ konnte die Schulverwaltung gemeinsam mit dem Gebäudemanagement Herne die für den DigitalPakt Schule notwendigen Förderanträge stellen.

Kapazitätsengpässe und Materialknappheit betreffen auch den Ausbau der Schulnetze

Die Finanzierung des Ausbaus kann Schulträger, trotz Förderung beispielsweise aus dem bundesweiten DigitalPakt Schule, vor Herausforderungen stellen. „Mit den bewilligten Fördermitteln aus dem DigitalPakt können wir etwa zwei Drittel der Schulen mit moderner Infrastruktur ausstatten. Rund ein Drittel der Schulen im Stadtgebiet können also nicht gefördert werden. Wir versuchen daher, auf verschiedenen Wegen weitere Gelder zu akquirieren, um diese Lücke zu schließen“ so Michalowski. „Zwischen den prognostizierten Kosten eines Ingenieurbüros und den tatsächlichen Kosten der Arbeiten gab es eine große Diskrepanz. Die Preise sind seit Beginn der Corona-Pandemie um 30 bis 40 Prozent gestiegen. Für uns wäre es sinnvoll, wenn die zugesagten Fördersummen aufgrund dieser Preissteigerungen erhöht würden“. Hinzu kämen Lieferprobleme bei einigen Materialien sowie Kapazitätsengpässe bei den bauausführenden Unternehmen. So blieb die Ausschreibung für den Netzausbau einer Herner Realschule ohne Angebot. Nichtsdestotrotz wird der Ausbau der strukturierten Verkabelung der Schulgebäude priorisiert und soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein.

Jede/r Herner Schüler*in soll an einem eigenen mobilen Endgerät lernen

Mit zunehmendem Fortschritt der Digitalisierung an Herner Schulen wachsen auch die Anforderungen an die technische Ausstattung an unseren Schulen. Die Digitalisierung der Schulen ist ein Baustein unserer gesamtstädtischen Herner Digitalisierungsstrategie und erfährt sowohl in der Politik als auch innerhalb der Verwaltung eine hohe Unterstützung. Unser Anspruch ist, dass digitale Kompetenzen an den Schulen flächendeckend vermittelt werden können. Wir schaffen hierfür die notwendige Infrastruktur und unterstützen perspektivisch möglichst mit einer 1:1 Ausstattung der Schüler*innen mit mobilen Endgeräten.

– Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda, Stadt Herne

Aktuell sind circa 4.200 Endgeräte für Schüler*innen und Lehrkräfte im Umlauf, durchschnittlich jede/r Vierte der rund 18.000 Schüler*innen kann also eines der städtischen Geräte nutzen. Perspektivisch soll, unterstützt durch unterschiedliche Förderprogramme, jede/r Schüler*in mit einem eigenen mobilen Endgerät lernen und arbeiten. „Eine wichtige Frage ist, wie eine so große Masse an Geräten sinnvoll ausgeschrieben und bestellt werden kann, gerade vor dem Hintergrund aktueller Lieferprobleme. Allein an den Schulen in Nordrhein-Westfalen werden 150.000 bis 200.000 Endgeräte im nächsten Jahr angeschafft werden“ erläutert Michalowski. „Da die Geräte etwa alle vier bis fünf Jahre erneuert werden müssen, werden wir die Förderung sukzessive abrufen und versuchen, die Geräte in zwei Tranchen mit einem Jahr Abstand zu beschaffen, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben.“

Die gute Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und Schulen sorgt für einen effizienten Projektablauf

Schon heute sind alle Herner Schulen an die stadtweite Schulcloud angeschlossen, ergänzend dazu soll zukünftig ein zentrales Verwaltungsnetz aufgebaut werden. „Die Beschaffung der Cloudlösungen und die darauffolgende Schulung der Lehrer*innen war eine Herausforderung für uns“ erzählt Dr. Wegner. Mit Hilfe eines externen Dienstleisters konnten in Herne Medienbeauftragte an den jeweiligen Schulen ausgebildet werden, die vor Ort für technische Angelegenheiten wie Accountverwaltung und Administration zuständig sind und als Multiplikatoren in den jeweiligen Schulen dienen. Grund- und Förderschulen, die mit dem Thema Digitalisierung in der Pandemie erstmals konfrontiert waren, wurden teilweise mehrfach geschult.

Dr. Heike Christine Wegner, Abteilungsleiterin für Bildungsmanagement und Digitalisierung im Fachbereich Schule und Weiterbildung © Stadt Herne

Um die Herkulesaufgabe Digitalisierung an den Schulen zu stemmen, hat die Stadt Herne eine Projektstruktur geschaffen, die alle Fachbereiche zum Thema Schule involviert. „Der Fachbereich Schule und Weiterbildung steht u. a. in engem Austausch mit dem Fachbereich Gebäudemanagement und der städtischen IT“ sagt Dr. Heike Christine Wegner, „wichtig ist, dass es in jedem Bereich Ansprechpersonen gibt, die das Projekt begleiten.“ Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und Dezernent Andreas Merkendorf unterstützen das Projekt.

Für den bislang reibungslosen Projektablauf und die Umsetzung an den verschiedenen Schulen sorgte neben der guten Zusammenarbeit eine vorausschauende Planung: „Wichtig für uns war es, im Vorhinein Standards für die Ausstattung festzulegen, zum Beispiel für die Software der Endgeräte“ ergänzt Michalowski, „der Glasfaserausbau bis zum Gebäude und die strukturierte Verkabelung in den Gebäuden müssen aufeinander abgestimmt sein, ähnlich ist es bei den unterschiedlichen Förderprogrammen“.

Fazit

Die Digitalisierung, der Ausbau der Gebäudenetze und die Ausstattung mit digitaler Präsentations- und Lerntechnik stellt Schulen und Schulträger vor große Herausforderungen. In Herne haben Politik, Verwaltung und Schulen organisatorische Strukturen geschaffen, um die Digitalisierung gemeinsam voranzubringen. Bis Ende 2024 sollen auf diese Weise alle Herner Schulen an das Glasfasernetz angeschlossen, die Schulgebäude mit moderner Technik ausgebaut und die Schüler*innen mit mobilen Endgeräten ausgestattet sein.

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