Blog: Satellitentest Teil 5 – Anwendungsbereiche und vorläufiges Fazit
In unseren bisherigen Blog-Beiträgen zum Satellitentest haben wir bereits über die Grundlagen der Satellitentechnologie, dem Vorgehen bei der Installation, der notwendigen technischen Ausstattung und dem Testen der Leistungsfähigkeit der Satellitentechnik auf Basis von objektiven sowie eher subjektiven Eindrücken berichtet. Unsere Tester*innen in den Bundesländern Bayern, Thüringen und Hessen haben regelmäßig Speed-Tests durchgeführt und Parameter wie Upload-/ Downloadgeschwindigkeiten und Latenz erhoben.
Im vorherigen Blogbeitrag wurden die Messergebnisse und die Frage nach dem Einfluss von Wetterlagen und Tageszeiten behandelt. Dabei sind wir ebenfalls noch einmal auf die physikalischen Eigenschaften der Anwendung eingegangen.
In diesem Beitrag wollen wir ein vorläufiges Fazit zu unseren bisherigen Erfahrungen und möglichen Einsatzbereichen versuchen.
Zusammenfassung der Ergebnisse unseres Tests
Für die Inbetriebnahme des Internets via Satelliten werden verschiedene Komponenten benötigt: Dazu zählen die Empfangsantenne, welche außerhalb des Gebäudes mit freier Sicht in Richtung Süden sowie ausreichend Windschutz angebracht werden sollte, eine iLNB-Einheit (LNB = Low Noise Block converter bzw. rauscharmer Signalumsetzer) zur Signalaufnahme und ein Modem, welches Bandbreiten bis zu 50 Mbit/s verarbeiten kann. Wir hatten uns für eine Installation durch Fachfirmen entschieden, da für die Leistungsfähigkeit von Satelliten-Internet eine präzise Ausrichtung ausschlaggebend ist. Die Installation dauerte zwischen 2 und 4 Stunden.-
Wir haben die Verbindungen über mehrere Wochen und mit verschiedenen Anwendungen an drei unterschiedlichen Standorten in Deutschland getestet. Dabei waren wir überrascht, wie nah die tatsächlich erzielten Übertragungsgeschwindigkeiten an den gebuchten Bandbreiten lagen und wie relativ wenig Einfluss schlechtes Wetter auf die Verfügbarkeit und die Leistungsfähigkeit der Verbindung hatte – im Test lagen die Schlechtwetterwerte für Down- und Upload mit 46 Mbit/s bzw. 5.4 Mbit/s nur rund 10-15% unter den gebuchten Maximalbandbreiten.
Die Reaktionszeit (Latenz) schwankte über den gesamten Testzeitraum bei 600-800 Millisekunden – das ist zwar deutlich langsamer als man das von Fest- oder Mobilfunknetz gewohnt ist, aber dennoch lassen sich die meisten Anwendungen ohne spürbare Einschränkungen nutzen. Bei Videokonferenzen ließ sich ein leichter Zeitversatz feststellen, den wir aber kaum als Einschränkung empfunden haben. Nur wer latenzkritische Anwendungen im Einsatz hat, muss hier mit Einschränkungen rechnen – für Online-Gaming oder auch Maschinensteuerung beispielsweise eignet sich Satelliten-Internet nur sehr bedingt.
Eignung für typische Nutzergruppen
Die Messungen unserer Tester*innen zeigten, dass der heutige tägliche Bedarf im privaten Anwendungsbereich zufriedenstellend gedeckt werden kann. Bandbreiten um die 40 Mbit/s im Download konnten erzielt und bei Videokonferenzen und Telefonaten konnten keine größeren Verzögerungen im Sachen Bild und Ton festgestellt werden.
Für Standard Internet-Nutzer im privaten Bereich oder im Homeoffice bietet Internet via Satelliten eine Verbindung, die in Sachen Leistungsfähigkeit durchaus mit VDSL mithalten kann. Wo also keine leistungsfähige Festnetzverbindung verfügbar ist, bietet Satelliten Internet in vielen Fällen eine probate Lösung.
Insbesondere bei latenzkritischen Anwendungen kommt die Technologie allerdings an ihre Grenzen, denn hier machen sich die vergleichsweise langen Reaktionszeiten bemerkbar. Für Online-Gaming oder beispielsweise Maschinensteuerung eignet sich der geostationäre Satellit deshalb nicht. Hier muss auf leitungsgebundenen Alternativen, 5G oder Internet von erdnahen Satelliten (z.B. Starlink) ausgewichen werden.
Für kleine Unternehmen ohne besondere Anforderungen kann Satelliten-Internet eine Lösung bieten, für die meisten Unternehmen wird aber vermutlich eine leistungsfähigere Alternative erforderlich sein.
Neben Übertragungsgeschwindigkeiten, Verfügbarkeit und Latenz sollten die Beschränkungen des monatlich verfügbaren Datenvolumens beachtet werden. Denn auch bei den Top-Tarifen gilt die „Fair Use Policy“ – das bedeutet, dass ab einem gewissen Datenvolumen pro Monat die Download-Geschwindigkeit gedrosselt wird. Diese Schwelle ist anbieterabhängig, liegt aber in der Regel bei über 100 GB pro Monat. Dafür ist bei den meisten Anbietern die Datennutzung nachts unbegrenzt – Updates oder große Downloads können also ohne Belastung des eigenen Datenvolumens nach 00:00 Uhr durchgeführt werden.
Neue Konstellationen in erdnahen Umlaufbahnen könnten Latenz und Bandbreite um ein Vielfaches verbessern
Unsere Tester*innen haben für unseren Satelliten-Blog Internetnutzung über etablierte geostationäre Satelliten (GEO) getestet.
Derzeit entstehen neue Satelliten-Konstellationen in näherer Umlaufbahn zur Erde, im sogenannten Low Earth Orbit (LEO). Diese bieten Bandbreiten jenseits der 100Mbit/s und Latenzen von unter 30 Millisekunden. Damit können die oben angeführten Nachteile im Bereich Latenz nahezu ausgeglichen werden und auch steigende Anforderungen an Übertragungsgeschwindigkeit können besser abgedeckt werden.
Unser Fazit zum Internet via Satellit
Internet via Satellit kann mit schnellen leitungsgebundenen Anschlüssen natürlich nicht mithalten. Gerade bei der Latenz muss man bei geostationären Satelliten deutliche Abstriche machen. Dennoch bietet Satelliten-Technologie Bandbreiten um die 50Mbit/s bei hoher Verfügbarkeit und überschaubaren Kosten. Das reicht derzeit für die meisten privaten Anwendungen und Homeoffice aus und ist damit eine gute Alternative in unterversorgten Regionen oder für Randlagen. Die wachsende Verfügbarkeit von Angeboten von erdnahen Satelliten stellt höheren Bandbreiten und signifikant verkürzter Latenz in Aussicht. So kann Satelliten-Internet absehbar auch die steigenden Anforderungen der Nutzer abdecken.
Weitere Informationen zu den technischen Hintergründen, zur Leistungsfähigkeit und zu möglichen Anwendungsbereichen finden Sie in unserer Publikation „Internet via Satellit“.