Zum Hauptinhalt der Webseite
©Adobe StockTeraVector

Der Mensch im Mittelpunkt: Mit der Frage, wie neue Technologien und insbesondere auch deren Kombination dem Menschen Mehrwerte bieten können, beschäftigt sich das Projekt RettungsNetz-5G Rhein-Neckar. In der Notfallmedizin ist Zeit ein entscheidender Faktor für die Überlebenschancen von Patientinnen und Patienten. Das Projektteam arbeitet daher seit November 2021 an der Verbesserung der akuten medizinischen Notfallversorgung mittels 5G-Technologie durch (Weiter-)Entwicklung neuer digitaler Anwendungen für den Rettungsdienst und die Notaufnahme. Im Rahmen des Projekts wird der Schlaganfall als konkrete Notfallsituation untersucht. Im Interview berichtet das Projektteam über die Zielsetzung, bisherigen Erkenntnisse und Bedeutung von digitalen Infrastrukturen.

Projektsteckbrief:

Projekttitel
RettungsNetz-5G Rhein-Neckar
Projektlink
https://rettungsnetz5g.de/
Projektort
Mannheim
Projektlaufzeit
3 Jahre (26.11.2021 bis 25.11.2024)
Projektbudget
Ca. 4,8 Mio. Euro. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert dabei mit einer Fördersumme von rund 4 Mio. Euro
Projektpartner
Verband Region Rhein-Neckar (VRRN), Universitätsmedizin Mannheim, Siemens Healthineers, Smart Reporting GmbH, FREYTAG Karosseriebau GmbH & Co. KG, Integrierte Leitstelle Mannheim (ILS), DRK-Kreisverband Mannheim e.V., BEC GmbH

Was gab den Anstoß für das Projekt RettungsNetz-5G Rhein-Neckar?

Die intelligente und vernetzte Gesundheitsversorgung ist in der Zukunftsvision der Metropolregion Rhein-Neckar fest verankert. Die Projektidee sollte also wichtige Zukunftsthemen der Region an der Schnittstelle von Innovation und Technik abbilden, die sich im Ergebnis in den Dienst der Gesundheit der Menschen stellt. Hierfür wurden die in der Region und im Partnernetzwerk vorhandenen Kompetenzen und Forschungsschwerpunkte gebündelt und das Ziel, die notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung mithilfe von 5G spürbar zu verbessern, definiert.

Was sind die Ziele des Projekts und wie wurden diese identifiziert?

Bisher ist die Zeit in der Notfallmedizin abhängig von der Entfernung bis zur nächstgelegenen Klinik und der dortigen Verfügbarkeit von Fachpersonal und Ausstattung. Die Anwendung von 5G-Technologie kann diese kritische Zeitspanne deutlich verkürzen, indem sie die Verlagerung von Diagnose und Therapie an den Notfallort ermöglicht. Dies soll mithilfe digitaler Lösungen, Telemedizin und einer interoperablen IT-Plattform erreicht werden. Die technischen Voraussetzungen hinsichtlich der Infrastruktur, insbesondere der Breitband- und Mobilfunkversorgung, waren im Untersuchungsgebiet rund um Mannheim gegeben.

Für die Umsetzung dieser mobilen und digitalen Notfallmedizin wurden drei Projektziele definiert:

Wie laufen die Projektphasen ab und an welchem Punkt befindet sich das Projekt aktuell?

Das Projekt RettungsNetz-5G untersucht in drei Stufen die Zeitersparnis für Schlaganfallpatienten in der Notfallmedizin, die durch den Einsatz von 5G-Technologie entsteht. Aktuell befindet sich das Projekt in seiner ersten Phase, in der ein Rettungswagen mit 5G-fähiger Video- und Datenübertragung ausgerüstet wird. Dadurch ist eine Echtzeitkommunikation mit Fachexpertinnen und Experten möglich und Daten können in Echtzeit auf eine IT-Plattform übertragen werden. Die kommenden Phasen umfassen den Einsatz eines mobilen Schädel-Computertomographen (CT) und die Analyse der Machbarkeit einer 5G-Fernsteuerung eines robotischen Interventionssystems.

Wieso ist der Einsatz von 5G entscheidend für eine schnellere und bessere medizinische Notfallversorgung – insbesondere zum aktuell gängigen Ablauf bei einem Notruf?

Die 5G-Technologie verfügt im Vergleich zu früheren Mobilfunkstandards über eine stabile und schnelle Datenübertragung und ermöglicht einen zuverlässigen Datenaustausch in Echtzeit. Durch den Einsatz der neuen Mobilfunktechnologie ist die oben beschriebene Verlagerung erster Diagnose- und Therapieschritte vor die Krankenhaustür möglich. In unserem Projekt testen wir 5G insbesondere hinsichtlich der Faktoren Zeit, Sicherheit, Stabilität und Priorisierung in Campus-Netzen.

Können Sie uns beschreiben, bei welchem Notfall das 5G-Netz konkret zum Einsatz kommt?

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall alarmiert die integrierte Leitstelle einen 5G-angebundenen Rettungswagen, der ein mobiles Schädel-CT mitführt. Dieses CT ermöglicht die genaue Identifikation von Art und Position des Schlaganfalls im Gehirn. Die CT-Aufnahme vor Ort erfolgt schnell und einfach, während die endgültige Diagnose von Neuro-Radiologen im Krankenhaus gestellt wird. Die 5G-Technologie ermöglicht die rasche Übertragung der CT-Bilddaten ins Krankenhaus, was eine frühere Medikation im Rettungswagen erlaubt und somit Zeit spart.

Welche Rolle spielt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) bei dem Projekt?

Der Einsatz von KI wird im Projekt RettungsNetz-5G in Bezug auf die Verarbeitung und Analyse großer und heterogener Datenmengen erprobt. Die gewonnenen medizinischen Daten, das Videomaterial, die CT-Bilddaten und die Befunde werden auf einer Analyse- und Entscheidungsplattform strukturiert gespeichert. Für weitere Forschungszwecke kann eine parallele Analyse von über 10.000 CT-Bilddaten und klinischen Parametern von Schlaganfällen – mithilfe maschinellen Lernens und gleichzeitig von erfahrenem, radiologisch geschultem Fachpersonal – erfolgen. So wird die Effizienz und der Nutzen von KI-Methoden in der Entscheidungsfindung erforscht.

Inwiefern unterstützt Sie das Innovationsprogramm 5G des BMDV bei der Umsetzung?

Das Innovationsprogramm 5G des BMDV unterstützt das Projekt in finanzieller Hinsicht. Darüber hinaus wird durch dieses Projekt die Innovationskraft der Region gestärkt sowie eine ideale Basis für die erfolgreiche und langfristige Implementierung innovativer Konzepte in der Notfallversorgung geschaffen. Seit Projektbeginn fanden bereits mehrere Vernetzungsveranstaltungen aller geförderten Projekte des 5G-Innovationsprogramms statt. Hierbei war auch das RettungsNetz-5G präsent und konnte in einen wertvollen fachlichen Austausch treten.

Inwiefern schafft das Projekt Synergien für andere Regionen oder Lebensbereiche?

Das Projekt legt den Grundstein für eine integrierte, mobile Notfallversorgung und kann langfristig auf andere Regionen und medizinische Szenarien ausgeweitet werden. Besonders in ländlichen Gebieten, wo die medizinische Versorgung begrenzter ist, bietet dies großes Potenzial. Es trägt zur Entlastung von Notaufnahmen und zur dezentralen Verfügbarkeit medizinischer Expertise bei, was letztendlich die Gesundheitsversorgung aller verbessert.

Interview
31. Juli 2023
Erfolgreiche Vernetzung von Kommunen und TKU mithilfe des EWA-Portals. Interview mit Uwe Zwick, Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn
Bisher haben 100 Kommunen ein Profil auf dem EWA-Portal angelegt. Eine davon ist die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn im Landkreis München, Bayern. Im Gespräch mit dem Gigabitbüro des Bundes berichtet Uwe Zwick, […]
Interview
12. September 2023
Erfolgreiche Vernetzung von Kommunen und TKU mithilfe des EWA-Portals. Interview mit Sascha Morath, Gemeinde Wutöschingen
Bisher haben bereits 100 Kommunen ein Profil auf dem EWA-Portal angelegt. Eine davon ist die Gemeinde Wutöschingen im Landkreis Waldshut, Baden-Württemberg. Im Gespräch mit dem Gigabitbüro des Bundes berichtet Sascha […]
Interview
4. Juli 2023
Erfolgreiche Umsetzung: Fulda nutzt Breitband-Portal für schnellere Genehmigungsverfahren im Gigabitausbau. Interview mit Lothar Happ
Als eine der ersten Kommunen bundesweit nutzt die hessische Stadt Fulda das Breitband-Portal für Genehmigungen, die im Zusammenhang mit dem Glasfaserausbau erforderlich sind. Durch die Digitalisierung des Genehmigungsprozesses werden die […]
zurück zur Übersicht
Schließen