Digitale Datenplattform – Smart City Darmstadt setzt auf öffentliche Beteiligung. Eine Case Study.
Mit den sich verändernden Herausforderungen moderner Städte wachsen auch die Anforderungen an entsprechende (digitale) Infrastrukturen. Umweltbelastung, Verkehrschaos sowie ansteigender Ressourcenverbrauch sind Herausforderungen, die eine schnelle und nachhaltige Lösung benötigen. Smart Cities können durch den effizienten Einsatz moderner Technologien ein Teil dieser Lösung sein. Die Universitätsstadt Darmstadt in Hessen gilt mit dem bereits 2017 ausgerufenen Projekt „Digitalstadt Darmstadt“ als Vorreiter technischer Innovationen. Die sogenannte Datenplattform der Digitalstadt ermöglicht die übersichtliche Darstellung verschiedener Informationen zur aktuellen Lage und dient als zentrale Datenverarbeitungsstelle für die städtischen Institutionen.
Kurzprofil
- Projektzeitraum
- 2017 – 2021
- Einwohner
- 160.000
- Altersdurchschnitt
- 42,3 Jahre
- Gebietsfläche
- 12.200 Hektar
- Art der Finanzierung / Förderprogramm
- Fördermittel des Landes Hessen, Bundesförderung „Sofortprogramm
Saubere Luft“, Bundesförderung “Smart-City made in Germany”, Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, Mittel aus der Stadt Darmstadt, Mittel aus der Stadtwirtschaft der kommunalen Daseinsvorsorge (z. B. ENTEGA,
HEAG), Mittel aus Forschungsinstitutionen, Bitkom-Sponsoren und lokalen Unterstützer*innen
- Mittelgeber
- EU, Bund, Land Hessen, Stadt Darmstadt, Wissenschaft, Wirtschaft
- Projektpartner
- Insbesondere die Eigenbetriebe der Stadt Darmstadt, Ausschreibungspartner der einzelnen Projekte
Seit dem Jahr 2017 trägt Darmstadt den Titel „Digitale Stadt“, nachdem sie als Sieger aus dem gleichnamigen Wettbewerb des IT-Branchenverbandes Bitkom in Kooperation mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) hervorgegangen ist. Darmstadt hat sich seither zu einem innovativen und dynamischen Raum für die Gestaltung und Erprobung digitaler Smart-City-Technologien entwickelt und setzt mit rund 80 Projekten Maßstäbe für die Digitalisierung von Kommunen und Städten. Dabei arbeitet Darmstadt über die 2017 gegründete Digitalstadt Darmstadt GmbH – eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt – mit verschiedenen Akteuren aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zusammen.
Die Digitalstadt wurde 2017 ausgelobt, als Darmstadt im bundesweiten Wettbewerb des Branchenverbandes Bitkom zur „Digitalen Stadt“ gekürt wurde. Seitdem führen wir intensiv Digitalisierungsprojekte in der Stadtverwaltung und -wirtschaft durch.
José David da Torre Suárez, Geschäftsführer der Digitalstadt Darmstadt
Eine Herausforderung der Digitalen Stadt ist der souveräne und sichere Umgang mit den gesammelten Daten
Das Gesamtprojekt der Digitalstadt Darmstadt umfasst unterschiedliche Bereiche des städtischen Lebens (u.a. Verwaltung, Mobilität, (digitale) Bildung, IT-Infrastruktur) und verfolgt das Ziel, den Ressourcenverbrauch zu senken und gleichzeitig die Lebensqualität der Bürger*innen der gesamten Stadt zu verbessern.
Die Verfügbarkeit und der Zugang zu vielfältigen und möglichst umfangreichen Datensätzen spielen für zahlreiche Innovationen eine entscheidende Rolle, wie auch der Einsatz moderner Technologien. Technische Infrastruktur und Sensoren zur Sammlung unterschiedlicher nicht-personenbezogener Datensätze sind in vielen Gebieten Darmstadts bereits vorhanden, sodass Entscheidungen in den verschiedenen Projekten datenbasiert unterstützt werden können. Darmstadt möchte nationaler und internationaler Vorreiter für den Einsatz innovativer Technologien im Alltag der Bürger*innen sein. Eine Prämisse ist dabei der sichere und souveräne Umgang mit den gesammelten Daten. Dabei liegt die Herausforderung insbesondere darin, die gesammelten und gespeicherten Daten unter Beachtung von Datenschutz und IT-Sicherheit öffentlich zugänglich zu machen. Die Stadt Darmstadt hält alle Rechte der eigenen Daten und erfüllt die gesetzlichen Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Das Datenmanagement (Erhebung, Übertragung, Verarbeitung und Speicherung) ist zudem durch Verschlüsselungen gesichert und wird regelmäßig überprüft.
Die Stadt arbeitet gemeinsam mit Partnern, die das Projekt an verschiedenen Schnittstellen unterstützen, wie etwa einem themenübergreifenden Projekt- und Programmmanagement. Verschiedene Beiräte aus diversen Disziplinen der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik kontrollieren die Aktivitäten und stellen einen verantwortungsvollen Umgang mit den Daten sicher.
Datenplattform als ein zentraler Ort für Echtzeitdaten der digitalen Stadt
Ein zentrales Projekt der Digitalstadt Darmstadt ist die Anfang 2021 online gestellte Datenplattform, die die Verfügbarkeit und Auswertung vernetzter Daten für urbane Entscheidungs- und Planungsprozesse unterstützen und beschleunigen soll. In einem Cockpit werden gesammelte Daten aus dem städtischen Alltag übersichtlich dargestellt (z. B. tagesaktuelle Wetter-, Umwelt- und Verkehrsdaten oder Informationen zu den Fortschritten der laufenden Digitalisierungsprojekte). Bürger*innen erhalten dadurch Einblicke in aktuelle Entwicklungen sowie eine höhere Transparenz über den Zustand der Stadt.
Darüber hinaus gibt es im Rahmen der Datenplattform auch einen nicht-öffentlichen Bereich für die Leitungsgremien der Stadt. In dieser Ansicht sind tiefgehende Datendarstellungen und -zusammenhänge sichtbar. Die Plattform soll außerdem durch Verknüpfung existierender Datenbanken in verschiedenen Ämtern und Behörden den Zugriff sowie die zentrale Verarbeitung der Daten vereinfachen. Damit entsteht eine gemeinsame Datengrundlage für alle Handlungsfelder und Projekte. Künftig sollen große Datenmengen in Echtzeit gespeichert und für verschiedene Anwendungsfälle, wie intelligenten Verkehr und Umweltschutz, verarbeitet und miteinander verknüpft werden.
Die Datenplattform wendet bei der Datenverarbeitung etablierte Technologien und Standards für Interoperabilität – die nahtlose Zusammenarbeit unterschiedlicher Systeme – und Kompatibilität mit Systemen anderer Kommunen an. Auch und gerade aufgrund der Einhaltung der hohen Datensicherheitsstandards ist die Datenplattform ein Meilenstein in der eigenen Digitalisierung und gilt als eines der wichtigsten Handlungsfelder der Digitalstadt Darmstadt.
Die Datenaufbereitung im Cockpit soll durch Einbindung der Bürgerschaft noch erweitert werden
Ein wesentlicher Schlüssel für den Erfolg der Plattform ist die Beteiligung der Bürger*innen. Bereits bei Veröffentlichung der Datenplattform im Februar 2021 wurden diese deshalb dazu angeregt, eigene Ideen und Wünsche über die Website einzubringen. Durch die aktive Beteiligung der Öffentlichkeit soll die Akzeptanz und Nutzung der Datenplattform maximiert werden.
Wir haben in der Digitalstadt seit Anbeginn die Prämisse gelebt, dass Digitalisierung einer Stadt nur mit Partizipation der Bürgerschaft funktioniert – schließlich lebt diese ja in der Stadt. Daher war es außer Frage, dass wir zahlreiche Bürgerinformations- und Dialogveranstaltungen in der Vergangenheit durchgeführt haben und
José David da Torre Suárez, Geschäftsführer der Digitalstadt Darmstadt
diese nun auch Corona-bedingt online durchführen.
Die Datenplattform ist ein laufendes Projekt, welches stetig erweitert wird. Derzeit sind neue Datenwünsche der Bürger*innen in Bearbeitung. Dabei geht es beispielsweise um die Wasserqualität der Badegewässer in Darmstadt oder auch um die Parkplatzsuche. Wie schnell die Implementierung in das Cockpit umgesetzt wird, hängt maßgeblich vom initialen Datentransfer aus den Ämtern und Behörden ab. Oft ist die Übertragung nicht trivial und erfordert einen hohen Arbeits- und Koordinationsaufwand zwischen dem Team der Digitalstadt Darmstadt und den jeweiligen Mitarbeitenden der Stadt. Der Auf- bzw. Ausbau der Datenplattform ist für die Digitalstadt Darmstadt von hoher Bedeutung, da diese ein zentraler Baustein des Gesamtprojekts ist.
Das Ziel: Unterschiedliche Daten sicher und anschaulich zur Verfügung stellen und dabei alle Beteiligten einbeziehen
Die Datenplattform ist daher eine tragende Säule und ein notwendiges Fundament für das Gesamtprojekt der Digitalstadt und ist insbesondere durch die Synchronisation der vielen – sehr unterschiedlichen – Datensätze aus Ämtern, Behörden und anderen öffentlichen Bereichen technisch anspruchsvoll. Auch die Einhaltung hoher Datenschutzstandards spielt für die Datenplattform eine zentrale Rolle, um die Sicherheit und das Vertrauen in die Plattform zu maximieren. Eine mindestens genauso große Herausforderung ist es, den inhaltlichen Ansprüchen der Bürger*innen zu genügen. Um dies zu erreichen, setzt das Team der Datenplattform im Rahmen der Digitalstadt Darmstadt weiterhin auf den Dialog mit den Darmstädter*innen sowie auf Unterstützung von Bund und Land.
Fazit
Die Realisierung einer datengetriebenen digitalen Stadt funktioniert am besten durch das aktive Einbinden aller beteiligten Interessengruppen. Da die einzelnen Handlungsfelder der Digitalstadt und insbesondere die Anwendungen innerhalb der Datenplattform primär Mehrwert für die Bürger*innen der Kommunen stiften sollen, ist deren Beteiligung für einen nachhaltigen Erfolg essenziell. Die Koordination zwischen den Kommunen, die wiederum in engem Austausch mit den lokalen Institutionen aus Wissenschaft und Wirtschaft stehen, sorgt zudem für ein aufeinander abgestimmtes Vorgehen. So kann gewährleistet werden, dass alle Interessen und Bedarfe gewahrt und abgedeckt werden.