Baustelle NE4-Ausbau – Wie kommt die Glasfaser in die Wohnungen? (Teil 1)
In der digitalen und vernetzten Welt von heute wächst der Bedarf an leistungsfähigen und zuverlässigen Internetverbindungen kontinuierlich. Glasfaser bietet eine zukunftssichere Lösung mit hohen Datenübertragungsraten, optimierter Energieeffizienz und einer stabilen Verbindung. Der Ausbau der Inhouse-Verkabelung, bekannt als Ausbau der Netzebene 4 (NE4), ist beim flächendeckenden Glasfaserausbau von besonderer Bedeutung.
Dies ist der erste Artikel unserer dreiteiligen Reihe, in der wir die wichtigsten Fragen rund um den NE4-Ausbau mit Glasfaser beantworten.
- Teil 1: First things first: Grundlagen des NE4-Ausbaus
- Teil 2: Das Gerüst: Rechtliches, Ausbaumodelle und Finanzierung des NE4-Ausbaus
- Teil 3: Los geht’s: Der Ausbau der NE4 in der Praxis
First things first: Grundlagen des NE4-Ausbaus
Beginnen wir bei den Grundlagen. In Teil eins unserer Artikel-Reihe geben wir Ihnen einen Überblick darüber, weshalb der Glasfaserausbau der NE4 so wichtig ist, wann Sie sich mit der NE4 beschäftigen sollten, welche Akteure beteiligt sind und wie die NE4 aufgebaut sein kann.
Weshalb ist der Ausbau mit Glasfaser in der NE4 so wichtig?
In den letzten Jahren hat sich die Bereitstellung von leistungsstarken TK-Diensten als entscheidender Faktor für die Attraktivität von Wohn- und Gewerbeimmobilien etabliert. Sowohl für Mieter als auch für Käufer und Investoren ist das Vorhandensein von schnellem Internet ein wichtiges Kriterium bei der Immobilienauswahl. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Angefangen bei der Wertsteigerung der Immobilie über Smart-Home-Funktionen bis hin zu der vermehrten Homeoffice-Nutzung.
Glasfaser ist am besten geeignet, um den Anforderungen von heute gerecht zu werden. Sie bietet eine zukunftssichere Lösung, mit hohen Datenübertragungsraten und einer stabilen, ressourcen- und energiesparenden Anbindung. Durch eine Glasfaserverkabelung bis in die Wohnungen sind deutlich höhere Übertragungsgeschwindigkeiten sowie erhebliche Latenz- und Qualitätsvorteile realisierbar.
Glasfaserleitungen in Wohngebäuden können weit mehr als klassische Dienste wie Telefon, Internet und Fernsehen ermöglichen. Glasfaser bietet eine zentrale Vernetzung verschiedener Dienste und erweitert die Funktionalität moderner Wohngebäude. Dazu gehören Energiemanagement, z. B. durch die Steuerung von Photovoltaikanlagen, eine dezentrale Energieerzeugung und -speicherung sowie automatisierte Verbrauchseinrichtungen. Ein Glasfasernetz kann auch dazu eingesetzt werden, Sicherheitsaspekte besser zu berücksichtigen, z. B. durch digital gestützten Einbruchschutz und smarten Brandschutz. Dabei sind diese modernen digitalen Dienste nicht nur auf die jüngere Mieterschaft beschränkt, sondern insbesondere auch für altersgerechtes Wohnen unerlässlich.
Die vollständige Ausschöpfung der Potenziale von Glasfasernetzen erfordert nicht nur eine Verlegung der Glasfaserleitungen bis zu den Gebäuden selbst (NE3 bzw. Fiber to the Building, FTTB), beispielsweise bis in den Keller oder einen Hausverteiler, sondern auch eine Verlegung bis in die einzelnen Wohnungen (NE4 bzw. Fiber to the Home, FTTH), sodass der gesamte Weg vom Anbieter bis zu den Endgeräten, z. B. Router, über Glasfaser führt.
Die EU sowie der deutsche Gesetzgeber wollen den Glasfaserausbau aktiv voranbringen. So wurden grundsätzlich eine Berechtigung öffentlicher Telekommunikationsnetzanbieter (TKU) für das Errichten und Betreiben ihrer Netze in den Räumen der Endnutzer sowie für spezielle Fälle eine Verpflichtung zur Errichtung gebäudeinterner passiver Netzinfrastrukturen im Telekommunikationsgesetz (TKG) und in der Gigabit-Infrastrukturverordnung (GIA) geregelt. Diese sogenannte Ausstattungsverpflichtung gilt sowohl für Neubauten als auch umfangreiche Renovierungen von Bestandsgebäuden.
Der FTTB-Ausbau ist vielerorts bereits umgesetzt. Das Signal wird in der Regel im Keller umgewandelt und über bestehende Kupfer- oder Koaxialleitungen bis in die einzelnen Wohnungen transportiert. Hierbei können, abhängig von der eingesetzten Technologie und dem Zustand der Leitungen, höhere Upload- und Download-Raten erreicht werden als ohne Glasfaser. Das volle Potenzial, welches Glasfaser bietet, bleibt jedoch teilweise ungenutzt. Dies kann mit einem Glasfaserausbau in der NE4 geändert werden.
Der zukunftssicherste Ansatz ist somit der Glasfaserausbau bis in die einzelnen Wohnungen. Durch die unterbrechungsfreie optische Übertragung kann der optisch-elektrische Wandler entfallen. Dies reduziert den Stromverbrauch und erhöht den Wert der Immobilie.
Der NE4-Ausbau gelingt nur im Zusammenspiel verschiedener Akteure
Beim NE4-Ausbau spielen insbesondere vier Akteure eine zentrale Rolle: Immobilieneigentümer, immobiliennahe Dienstleister, Kommunen und Telekommunikationsunternehmen (TKU). Diese arbeiten Hand in Hand, um die Infrastruktur für die letzten Meter der Telekommunikationsverbindungen bis zum Endverbraucher zu optimieren und zu erweitern.
- Immobilieneigentümer
- sind beim NE4-Ausbau entscheidend, da es ihre Immobilien sind, die physisch mit dem Netz verbunden werden. Die Wohnungswirtschaft lässt beispielsweise digitale Netzinfrastrukturen zur Versorgung ihrer Mieter errichten und betreiben oder verwaltet das Glasfaser-Gebäudenetz selbst. Private Eigentümer treiben den Ausbau in ihren Immobilien voran und suchen sich Partner für den Ausbau.
- Immobiliennahe Dienstleister
- unterstützen die Kommunikation und Koordination zwischen Bewohnern, Eigentümern und Telekommunikationsunternehmen, organisieren bauliche Maßnahmen und sorgen für einen reibungslosen Ablauf des NE4-Ausbaus.
- Kommunen
- spielen eine wichtige Rolle, da ihre Breitbandkoordinatoren den Glasfaserausbau auf regionaler Ebene abstimmen und die verschiedenen Schlüssel-Akteure miteinander vernetzen.
- TKU
- betreiben entweder bereits bestehende Gebäudenetze oder realisieren den NE4-Ausbau, in der Regel nach Unterzeichnung eines Gestattungsvertrags mit dem Immobilieneigentümer.
Wann sollte man sich mit dem Ausbau der NE4 beschäftigen?
Der optimale Zeitpunkt hängt vor allem von Neubau- und Renovierungsphasen sowie rechtlichen Rahmenbedingungen ab. Bei neu errichteten Gebäuden besteht eine gesetzliche Ausstattungsverpflichtung dieser Gebäude mit geeigneten passiven Netzinfrastrukturen (d.h. Leerrohre) für Netze mit sehr hoher Kapazität, insbesondere Glasfasernetze, sowie einem Zugangspunkt (vgl. § 145 Abs. 4 Telekommunikationsgesetz (TKG)). Ab dem 12. Februar 2026 muss bei neuen Gebäuden und Gebäuden, die umfangreich renoviert werden, in die Leerrohre auch eine Glasfaserverkabelung eingebracht werden (vgl. Art. 10 Verordnung (EU) 2024/1309, Gigabit-Infrastrukturverordnung (GIA)). Auch im Rahmen umfangreicher Renovierungen von Bestandsgebäuden gilt die Ausstattungsverpflichtung (vgl. §145 Abs. 5 TKG, ab 12. Februar 2026 präzisiert durch Art. 10 GIA). Weitere Anlässe für einen gebäudeinternen Glasfaserausbau sind beispielsweise das Auslaufen bestehender Verträge, Angebote von Telekommunikationsunternehmen vor Ort oder Mieternachfragen. Eine rechtzeitige Planung sichert die digitale Zukunftsfähigkeit der Gebäude.
Aufbau von Glasfaser-Gebäudenetzen
In einem Mehrfamilienhaus gelangt die Glasfaser durch die Hauseinführung in das Gebäude. Das Glasfaserkabel führt zu einem zentralen Glasfaser-Abschlusspunkt, von dem es über einen Gebäudeverteiler in die einzelnen Wohneinheiten verteilt wird. Innerhalb der Wohnungen sorgt eine Glasfaser-Teilnehmeranschlussdose dafür, dass die Verbindung weiter genutzt werden kann. Hier schließen die Bewohner ihre Glasfasermodems und Router an, um die Datenverbindung umzuwandeln und das Internet nutzbar zu machen.
Idealerweise werden Wohnungen dabei mit mehreren Fasern angeschlossen, die es erlauben, verschiedene Dienste getrennt voneinander zu übertragen und sogar durch unterschiedliche Netzbetreiber versorgt zu werden.
Ein zentrales Glasfasernetz innerhalb von Gebäuden ist das Ziel, denn es bietet höchste Leistung und Nachhaltigkeit im Vergleich zu anderen Technologien. FTTH stellt mit einer symmetrischen Übertragungsgeschwindigkeit von weit über 1.000 Mbit/s die leistungsfähigste Anschlussart dar. In Bestandsgebäuden werden neue Glasfasernetze oft zusätzlich zu bereits vorhandenen Kupfer- oder Koaxialnetzen installiert.
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Das erwartet Sie in den nächsten Artikeln: Im zweiten Teil unserer Artikel-Reihe behandeln wir die Grundsteine des NE4-Ausbaus – Rechtliche Rahmenbedingungen, Ausbaumodelle und die Finanzierung.
Im dritten und letzten Teil unserer Artikel-Reihe nehmen wir Sie mit zur Baustelle! Wir thematisieren den Ablauf des NE4-Ausbaus, gehen auf die Besonderheiten von Wohnungseigentümergemeinschaften ein und werfen zum Abschluss einen Blick in die Zukunft, auf die Netzebene 5.
Teil zwei und drei werden am 17. November und 24. November veröffentlicht.




