Ausbau von Gebäudenetzen (Inhouse) in Mehrfamilienhäusern
Die Nachfrage nach schnellem Internet und die Anzahl internetfähiger Endgeräte nimmt weiter zu. Wir erledigen immer mehr online und auch die Datenvolumen in unseren Netzen steigen weiter. Die Bundesregierung hat sich mit der Gigabitstrategie das Ziel gesetzt, bis 2030 Deutschland flächendeckend mit Glasfaseranschlüssen bis ins Haus zu versorgen. Hierzu ist die Auf- bzw. Neuausrüstung der Gebäudenetze in Mehrfamilienhäusern ein wichtiger Baustein. Denn nur so können die Vorzüge der Glasfasernetze mit ihrem schnellen Zugriff auf alle digitalen Leistungen der modernen Welt vollständig genutzt werden.
Unterschiedliche Varianten für Gebäudenetze
Bei Mehrfamilienhäusern ergeben sich generell zwei Varianten eines Glasfaseranschlusses: Im Idealfall wird die Glasfaser bis in jede Wohnung verlegt (FTTH). Oftmals werden bereits heute FTTH-Anschlüsse zusammen mit dem Ausbau des Glasfasernetzes errichtet.
In einigen Fällen wird das Gebäudenetz zu einem späteren Zeitpunkt aufgerüstet – zum Beispiel im Rahmen einer Sanierung. In diesem Fall wird ein bestehendes Gebäudenetz weitergenutzt und die Glasfaser endet im Keller oder Technikraum (FTTB). Das optische Signal der Glasfaser wird dann auf das elektrische Signal der bestehenden Kupferleitungen im Haus umgewandelt.
Vielerorts trifft das neue Glasfasernetz auf ältere Bestandsnetze, die die Anforderungen an zukünftige Bedarfe nicht ausreichend erfüllen können. Die Vorteile der Glasfaser im Hinblick auf Bandbreite und Qualität bleiben dann ungenutzt. Die Ausstattung mit Glasfaser im Haus bis zu den Wohnungen wird daher immer wichtiger.
Besonders bei umfangreichen Renovierungen und Neubauten ist es sinnvoll, die Installation zukunftsfähiger Netze mitzudenken – dies gibt auch das Telekommunikationsgesetz (TKG) vor.
Die Bauteile des Glasfasernetzes im Mehrfamilienhaus
Die ankommenden Signale werden im Haus über unterschiedliche Netzkomponenten weitergeleitet und verteilt, bis sie in der Wohnung und schließlich auf den jeweiligen Endgeräten empfangen werden können.
Durch die Hauseinführung gelangt das Glasfaserkabel in das Gebäude, meist direkt in den Keller oder Technikraum. Einspartenhauseinführungen führen jeweils eine Versorgungsleitung in das Gebäude, Mehrspartenhauseinführungen ermöglichen die Bündelung mehrerer Versorgungsleitungen (Strom, Gas, Telekommunikation, etc.).
Im Keller oder im Technikraum wird der Glasfaser-Abschlusspunkt installiert. Die Glasfaserinfrastruktur wird zusätzlich zu den bestehenden Telekommunikationsinfrastrukturen (Telefon, Kabel-TV) installiert. Diese können separat weiter genutzt werden. Im Neubau lassen sich über einen Glasfaseranschluss alle Dienste (Telefon, Internet, TV etc.) abrufen, weitere Telekommunikationsinfrastrukturen werden in der Regel nicht benötigt.
In Mehrfamilienhäusern wird die Glasfaser vom Abschlusspunkt zu einem Gebäudeverteiler geleitet, von dem aus die jeweiligen Wohnungen angeschlossen werden. Wie bei den Abschlusspunkten kann es mehrere separate Gebäudeverteiler in einem Haus geben, wenn dort mehrere Technologien (z.B. DSL, Kabel-TV, Glasfaser) verfügbar sind. Je nach Technologie und der Anzahl zu versorgender Wohnungen können Gebäudeverteiler unterschiedlich groß ausfallen und müssen ggf. in einem abschließbaren Technikraum untergebracht werden.
Für einen FTTH-Glasfaseranschluss wird die Glasfaser bis in jede Wohnung verlegt. Dort wird jeweils die Glasfaser-Teilnehmerabschlussdose installiert (ähnlich der Telefondose oder koaxialen TV-Dose). An diesen Abschlussdosen endet das öffentliche Telekommunikationsnetz.
Ein Glasfaseranschluss erfordert den Betrieb zusätzlicher bzw. neuer Geräte – ein Glasfasermodem und einen Router oder statt der beiden Geräte einen Glasfaserrouter. Die Geräte werden jeweils durch ein Glasfaserkabel mit der Glasfaser-Teilnehmerabschlussdose verbunden.
Wenn Sie Ihren vorhandenen Router weiter nutzen wollen, empfiehlt es sich, beim Hersteller des Routers nachzufragen, ob dies technisch möglich ist.
Welche Möglichkeiten gibt es, das schnelle Internet in der ganzen Wohnung zu verteilen? Die Kampagnenseite „So kommt die Glasfaser zu Ihnen“ beleuchtet, wie es nach dem Router weitergehen kann.
Besondere Herausforderungen beim Netzausbau von Bestandsgebäuden
Der Ausbau von neuen Netzinfrastrukturen in Bestandsgebäuden ist komplexer als die Installation in Neubauten, die gemeinsam mit der Planung und der Errichtung des neuen Gebäudes angegangen werden kann.
Wie die Verlegung erfolgt, wo die Leitungswege zum und ins Haus hineinführen und wo die notwendigen Bauteile im Haus installiert werden – all das entscheiden die Vermietenden gemeinsam mit dem Netzbetreiber oder dem Fachbetrieb, zum Beispiel bei einer gemeinsamen Begehung. Wichtig dabei ist die Abstimmung mit den Mieterinnen und Mietern: beim Ausbau des Gebäudenetzes muss in der Regel der Zugang zu jeder Wohnung im Vorhinein abgestimmt sein.
Die Gebäudenetze heute schon für die Zukunft ausbauen
Um die zukünftig weiter steigende Nachfrage und eine etwaige Funkversorgung zu berücksichtigen, sollte bei der Installation des Gebäudenetzes auf die Verlegung in Leerrohren und auf eine ausreichend freie Kapazität dieser geachtet werden. Aufwendige bauliche Veränderungen und spätere hohe Investitionen lassen sich so vermeiden. Auch der Einsatz von Smart Metering oder die dezentrale Energieerzeugung und -speicherung sind Themen, die bei Überlegungen zur Ausstattung des Gebäudes mit einer leistungsfähigen Inhouse-Netzinfrastruktur eine Rolle spielen können.
Handreichung gibt Empfehlungen und Entscheidungshilfen
Die Handreichung „Bausteine für Netzinfrastrukturen von Gebäuden“ des BMDV erläutert die rechtlichen Rahmenbedingungen und gibt auf dieser Grundlage Empfehlungen zur Errichtung gebäudeinterner Netzinfrastrukturen. Sie dient somit als Entscheidungshilfe. Adressaten der Handreichung sinddie verschiedenen Akteure, die an der Planung und Realisierung von Netzinfrastrukturen in neuen Wohngebäuden beteiligt sind. Hierbei stehen neu errichtete Mehrfamilienhäuser im Fokus.
Mehr über die Errichtung von Gebäudenetzen erfahren
Sie arbeiten in der Wohnungswirtschaft, in der öffentlichen Verwaltung oder bei einem Stadtwerk und wollen mehr über die technischen Hintergründe und den Ausbau von Gebäudenetzen erfahren? Unsere kostenloser Schulung „Gigabitausbau für die Wohnungswirtschaft – Inhouseverkabelung“ vermittelt praxisnahes Wissen rund um die Realisierung von FTTH-Gebäudenetzen.
Einen kurzen Überblick zum Glasfaseranschluss, Hinweise zur Vernetzung des ganzen Hauses oder der ganzen Wohnung sowie Antworten zu typischen Fragen rund um die Glasfaser finden Sie auf unserer Kampagnenseite „So kommt die Glasfaser zu Ihnen“.
Einen kompakten Überblick zu den Eigenschaften eines Glasfaseranschlusses sowie der Verkabelung im Haus erhalten Sie im Flyer „Ihr Glasfaseranschluss“:
Wie der Glasfaserausbau im Detail abläuft und auf was beim Anschluss von Einfamilienhäusern zu achten ist, erfahren Sie im Leitfaden „So kommt die Glasfaser zu Ihnen nach Hause“: