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Im Rahmen des diesjährigen Digitaltags mit dem Motto „Digitale Demokratie. Mitreden. Mitgestalten. Mitwirken“ widmen wir uns als Kompetenzzentrum des Bundes für digitale Infrastrukturen der Telemedizin und ihrer digitalen Relevanz. Wie kann Telemedizin mittel- und langfristig in die Versorgung integriert werden? Welche kommunalen Projekte zeigen das Potenzial und den Erfolg von Telemedizin? Sonja Gröntgen, Chief Digital Officer des Landkreises Mayen-Koblenz, spricht im Interview über das telemedizinische Projekt „Herz.Gesund“.

Über Sonja Gröntgen

Sonja Gröntgen, Chief Digital Officer des Landkreises Mayen-Koblenz

Sonja Gröntgen ist Chief Digital Officer im Landkreis Mayen-Koblenz. In ihrer Rolle leitet sie die Stabsstelle „Smart Cities“ des Landkreises und ist verantwortlich für viele weitere Digitalisierungsprojekte. Der Bund fördert im Rahmen des „Modellprojekts Smart Cities“ verschiedene Regionen in ihren Digitalisierungsmaßnahmen, so auch „Herz.Gesund“ in Mayen-Koblenz.

Gigabitbüro des Bundes: Frau Gröntgen, worum geht es im Projekt „Herz.Gesund“?

Sonja Gröntgen: Herzinsuffizienz ist eine in Deutschland weit verbreitete Krankheit. Hierbei verschlechtert sich der Gesundheitszustand der Betroffenen häufig nachhaltig, wenn bei einer Auffälligkeit der Vitalwerte oder gar im akuten Notfall zu spät gehandelt wird. Hier setzt „Herz.Gesund“ an, um solchen Szenarien vorzubeugen. Menschen mit einer schweren Form der Herzinsuffizienz werden als Teil des Projekts mit Wearables (tragbare Technologien) wie einer Waage, einem Blutdruckmessgerät und einer App ausgestattet, mittels derer mehrmals wöchentlich Vitalwerte erfasst und an Fachpersonal übertragen werden. Verschlechtern sich die Werte, wird das Fachpersonal bei Bedarf aktiv und wendet sich an die Teilnehmenden, damit diese zusammen mit dem behandelnden Arzt gegensteuern können. Durch die permanente Überwachung der Herzerkrankung der Teilnehmenden konnte die individuelle Therapie optimiert und Lebensqualität sowie gesundheitliche Sicherheit erhöht werden.

Gigabitbüro des Bundes: Sind Sie bei der Übertragung von Vitalwerten vor Herausforderungen gestellt worden?

Sonja Gröntgen: Eine große Aufgabe ist die Teilnahmebereitschaft und Digitalkompetenz der Zielgruppe. Personen, die an chronischer Herzinsuffizienz leiden, sind häufig höheren Alters und verfügen oft nicht über ausreichende Digitalkompetenzen. Die Bereitschaft, sich mit den technologischen Ansprüchen auseinanderzusetzen, die durch die Nutzung der App zur Datenübertragung entstehen, besteht oft nicht. Trotz entsprechender Schulungsangebote behindert dies den Einsatz in einigen Fällen.

Gigabitbüro des Bundes: Stehen Sie diesbezüglich in Kontakt mit anderen Kommunen, um Erfahrungswerte auszutauschen und Hürden zu überwinden?

Sonja Gröntgen: Ja, wir sind im Austausch mit anderen Kommunen und bemühen uns, den Dialog mit medizinischem Fachpersonal und Kommunen aufrechtzuerhalten, um Telemedizin langfristig und gewinnbringend für alle Beteiligten in die Regelversorgung zu integrieren. Häufig wird bei diesem Vorhaben jedoch deutlich, dass die Überlastung des Gesundheitssystems und der hohe Bürokratieaufwand, dem Praxen ausgeliefert sind, hemmende oder gar erfolgsverhindernde Schlüsselfaktoren sind. Übermäßig ausgelastete Praxen und Fachkräfte besitzen nicht die Kapazitäten, um vollumfänglich an Pilotprojekten wie „Herz.Gesund“ teilzunehmen, die den Grundstein für die Etablierung telemedizinischer Angebote darstellen.

Gigabitbüro des Bundes: Wie kann Telemedizin trotz mangelnder Digitalkompetenz eingesetzt werden?

Sonja Gröntgen: Es gibt bereits Modelle wie digitale Kranken- oder Gesundheitsassistenten, die Menschen kurzfristig helfen, telemedizinische Anwendungen zu nutzen. In Rheinland-Pfalz gibt es beispielsweise die Gemeindeschwesterplus. Hilfspersonal ohne medizinische Ausbildung kann Patientinnen und Patienten bei telemedizinischen Anwendungen assistieren oder Pflegedienste könnten bei der Datenerfassung helfen. Manche Pflegeheime haben Telemedizin in ihren Alltag integriert, wodurch Fachpersonal aus der Ferne Konsultationen durchführen kann. Viele ältere Menschen nutzen mittlerweile digitale Geräte, und es ist zu erwarten, dass die Kompetenz im Umgang damit so langfristig wächst, was positiv für die Entwicklung der Telemedizin zu sehen ist.

Fazit

Wie „Herz.Gesund“ zeigt, kann Telemedizin bereits durch einfache datengestützte Ansätze die medizinische Versorgung und Behandlung nachhaltig verbessern. So kann der Ressourceneinsatz zugunsten des Fachpersonals sowie von Patientinnen und Patienten optimiert werden. Eine der zentralen Herausforderungen stellt die mangelnde Digitalkompetenz potenzieller Nutzerinnen und Nutzer dar. Auch hierfür werden Lösungen in Form von Schulungen angeboten, um Telemedizin langfristig in die medizinische Versorgung zu integrieren.

Als Kompetenzzentrum des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr ist das Gigabitbüro des Bundes zentraler Ansprechpartner für die öffentliche Hand, Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen. Dafür bieten wir ein umfangreiches Schulungsangebot zu aktuellen und relevanten Themen rund um den Gigabitausbau an.

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