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Im Rahmen des diesjährigen Digitaltags mit dem Motto „Digitale Demokratie. Mitreden. Mitgestalten. Mitwirken“ widmen wir uns der Bedeutung der Telemedizin und ihrer digitalen Relevanz. Wieso und wofür braucht man Telemedizin? Wie können telemedizinische Angebote zur Teilhabe geflüchteter Menschen beitragen? Inwiefern stellen Glasfaser und 5G dafür die Grundlage dar? Hierüber spricht Kimberly May, Leitung der Öffentlichkeitsarbeit des Zentrums für Telemedizin (ZTM), mit uns und gibt wertvolle Einblicke.

Über Kimberly May

Kimberly May (Zentrum für Telemedizin), Julia Gebert (Gigabitbüro des Bundes), Noah Feid (Gigabitbüro des Bundes)

Kimberley May leitet die Öffentlichkeitsarbeit des Zentrums für Telemedizin (ZTM). Das ZTM informiert über den Einsatz von Telemedizin und E-Health im Gesundheitswesen. Basierend darauf entwickelt es telemedizinische Systeme entlang der gesamten medizinischen Versorgungskette; vom Notfall im Rettungswagen bis hin zur Rehabilitation. Damit setzt das Angebot direkt beim Bedarf an, der fehlenden Fachexpertise vor Ort. So können Kompetenzen und Konsultationen ortsunabhängig eingesetzt werden.

Gigabitbüro des Bundes: Das ZTM bietet entlang der Versorgungskette telemedizinische Lösungen an. Können Sie diese näher beschreiben?

Kimberly May: Das beginnt im Bereich der Notfallversorgung, wenn Patientinnen und Patienten aus dem Rettungswagen in der Klinik vorangemeldet werden können. Wir haben Lösungen, damit der Arztbesuch in die Häuslichkeit des zu Behandelnden verlagert werden kann. Eine medizinische Fachperson kommt mit telemedizinischer Ausrüstung zu mobil eingeschränkten Patientinnen und Patienten, sodass sie einen Arztbesuch ortsunabhängig wahrnehmen können. Diese erheben selbst Vitaldaten und schicken sie an den zuständigen Arzt oder die Ärztin. Besonders chronisch kranke Patientinnen und Patienten profitieren davon.

Nach einer Reha sichern digitale Programme die Effekte, und die Vernetzung von Kliniken ermöglicht die Zusammenarbeit in Fachbereichen, etwa durch Schlaganfallnetzwerke. Als Klinik im Umland ist es vorteilhaft, Expertise von außen hinzuzuziehen. Dabei ist es wichtig, diesen Prozess so einfach wie möglich zu gestalten, da im Gesundheitswesen Zeit eine knappe Ressource ist.

Gigabitbüro des Bundes: Auf Ihrer Website stellen Sie ebenfalls Flüchtlingsmedizin als Teil Ihres Angebots vor. Wie gehen Sie hier genau vor?
 
Kimberly May: Eines unserer Projekte hieß „Teleview“, da sich besonders ab 2015 der Bedarf nach fremdsprachiger medizinischer Versorgung abzeichnete. Per Videotelefonie schalteten wir bei ärztlichen Gesprächen medizinisches Fachpersonal aus den Heimatländern der Patienten hinzu. Das haben wir häufig bei der Behandlung geflüchteter Menschen aus Syrien getan, sodass syrische Ärzte digital die Anamnese und psychosoziale Betreuung der Patientinnen und Patienten übernehmen konnten. Sprachliche und kulturelle Barrieren hindern Menschen oft daran, einen Zugang zum deutschen Gesundheitssystem zu finden. Hier stellt Telemedizin häufig einen Lösungsweg dar. Das Projekt wurde daher zentral über die Unterkunftseinrichtungen vor Ort organisiert und gut angenommen. Bei der Koordination haben wir ebenfalls eng mit dem Landkreis Bad Kissingen und den ansässigen Ärztinnen und Ärzten zusammengearbeitet.
 
Gigabitbüro des Bundes: Welche Erkenntnisse haben Sie aus dem Projekt „Teleview“ und den anfänglichen Herausforderungen gezogen?
 
Kimberly May: Besonders der niedrigschwellige Zugang in der Unterkunft war hilfreich für die Menschen, da die Sprachbarrieren durch das medizinische Fachpersonal vor Ort geringer waren. Der Einsatz von Dolmetschenden zur Vermittlung stellte durch einen weniger persönlichen Raum eine Hemmschwelle für Behandelnde dar. In jedem Fall ist es für geflüchtete Menschen sehr wichtig, den gleichen Zugang zur medizinischen Grundversorgung zu haben, wie ihn nicht geflüchtete Menschen haben. Kommunikation ist in diesem Zusammenhang ein essenzieller Bestandteil.
 
Gigabitbüro des Bundes: Was ist in diesem Zusammenhang der Zukunftsausblick für Sie als ZTM? Was sind hierfür Infrastrukturelle Ansprüche an WLAN, Internet und Mobilfunk?
 
Kimberly May: Es gibt noch immer Einrichtungen, die noch kein WLAN haben, aber welches benötigen. Sowas muss unterstützt werden, besonders im Pflegebereich. Wir brauchen auch flächendeckenden Mobilfunkausbau, wobei 5G der Standard sein muss. Nicht nur in der Versorgung von Geflüchteten, sondern allgemein können wir von anderen Ländern lernen und umgekehrt.
 
Wir sind beispielsweise bereits im Austausch mit der Ukraine, um Brücken in der Versorgung und durch deutsche Expertise zu schlagen. Beispielländer, die bereits gute Arbeit leisten, sind die skandinavischen Länder und Israel. Sie sind im Bereich Telemedizin sehr gut aufgestellt.
 
Gigabitbüro des Bundes: Wie würden Sie das Angebot und dessen Wahrnehmung einschätzen?
 
Kimberly May: Viele bevorzugen weiterhin den Gang zum Arzt. Ich denke, ein wesentlicher Fortschritt besteht darin, dass digitale Konzepte Behandelnde zunehmend dabei unterstützen, ihre eigene Gesundheit besser zu überwachen. Zudem nimmt die Vernetzung von Fachpersonen zu, indem Netzwerke aufgebaut werden. Dieser Trend erstreckt sich bis zu den Patientinnen und Patienten, die dadurch in die Lage versetzt werden, die Gesundheit selbstständig einzuschätzen.Chatbots oder Apps, die bspw. bei Anamnesestellung und -verständnis unterstützen, um den Umgang mit Krankheiten für Patienten zu erleichtern.

Fazit

Die Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen Kliniken und Fachpersonen stärkt die Qualität der Versorgung und ermöglicht ortsunabhängige Behandlungen – insbesondere auch für Geflüchtete. Für die Zukunft sind ein flächendeckender 5G-Mobilfunkausbau und flächendeckende digitale Infrastruktur essenziell, um Telemedizin breiter und effektiver einzusetzen. Trotz der Fortschritte bleibt der persönliche Arztbesuch für viele Patientinnen und Patienten wichtig, während digitale Angebote zunehmend als ergänzende Gesundheitsunterstützung an Bedeutung gewinnen.

Als Kompetenzzentrum des Bundesministeriums für Digitales und Staatsmodernisierung ist das Gigabitbüro des Bundes zentraler Ansprechpartner für die öffentliche Hand, Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen. Dafür bieten wir ein umfangreiches Schulungsangebot zu aktuellen und relevanten Themen rund um den Gigabitausbau an.

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