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Das Amt Süderbrarup in Schleswig-Holstein ist seit 2020 Smart City Modellregion. In 36 Teilprojekten, wie einem smarten DorfSHUTTLE und einem Digitalzentrum, werden beispielhafte Lösungen für das digitale Zeitalter für die 13 Gemeinden und rund 11.500 Bürgerinnen und Bürger im ländlich geprägten norddeutschen Amt entwickelt. Malin Harrsen, Projektleiterin Smart City, berichtet im Gespräch mit dem Gigabitbüro des Bundes von konkreten Projekten, Chancen und Herausforderungen des bis 2026 geförderten Projekts.

Im Gespräch mit Malin Harrsen – Jetzt reinhören © Gigabitbüro des Bundes

Im Rahmen von Workshops mit Bürgerinnen und Bürgern sowie interner Überlegungen haben wir eine Vision 2030 aufgestellt, also acht Jahre in die Zukunft geblickt. Dabei sind zehn übergeordnet Visionssätze herausgekommen; unsere Projekte und Unterziele arbeiten quasi auf diese Visionen hin.“

Malin Harrsen, Projektleiterin Smart City Amt Süderbrarup

Frau Harrsen, Was macht eine Smart City Region allgemein aus und was bedeutet Smart City konkret im Amt Süderbrarup?

Projektleiterin Malin Harrsen im Gespräch mit dem Gigabitbüro © Smart City Amt Süderbrarup

Malin Harrsen: Gerade in den ländlichen Gebieten ist die Digitalisierung eine große Chance. Insbesondere wenn wir daran denken, dass vor allem ältere Menschen nicht mehr so mobil sind und häufig auch weniger soziale Kontakte haben. Diesbezüglich sind meiner Meinung nach nahezu alle Lösungen mit der Digitalisierung verbunden, und zwar mit einer Smart City Lösung. Und wenn dieses Zusammenspiel, also die ganzheitliche Digitalisierung mit dem traditionelleren Leben gut funktioniert, dann haben wir eine Smart City.

Ihre aktuellen Projekte erstrecken sich von der Digitalisierung in der Verwaltung, über Bildung bis hin zum Tourismus. Können Sie uns Ihre bisherigen “Highlight-Projekte” nennen?

Malin Harrsen: Eines meiner Highlight-Projekte ist unser smartes DorfSHUTTLE. Dabei handelt es sich um ein smartes Rufbuskonzept – im englischen ein „on-demand“ Service-, also ein Bedarfsmobilität-Angebot, was hier im Amt Süderbrarup die Lücken des ÖPNV füllen soll. Der Bus fährt nach dem ÖPNV-Tarif und soll die letzte Meile bedienen. Dieses smarte DorfSHUTTLE fährt ungefähr 600 Haltestellen im ganzen Amtsgebiet an.

Wir haben durch unsere Bürgerbeteiligung sowie unsere Strategiearbeit erfahren, dass die Bürgerinnen und Bürger im Amt Süderbrarup – wir haben hier eine relativ hohe Altersstruktur – teilweise noch nicht so weit geschult sind, dass sie mit den Projekten digital umgehen können. Dabei soll ein Digitalzentrum, sozusagen eine Bildungseinrichtung für den Bereich Digitalisierung, unterstützen. Es soll Berührungspunkte zur Digitalisierung geben, indem getüftelt und an Prototypen gebaut werden kann, aber es soll dort auch Schulungen geben wie „Tabletnutzung für Senioren“ und „Soziale Kontakte im Bereich Digitalisierung“. Darüber hinaus soll es auch eine „Co-working kitchen“ geben.

Das smarte DorfSHUTTLE fährt 600 Haltestellen in Süderbrarup an. © Smart City Amt Süderbrarup

Welche Möglichkeiten haben die Bürgerinnen und Bürger, um ihre eigenen Ideen mit einzubringen?

Malin Harrsen: Im Rahmen der Förderung haben wir eine sehr breite Bürgerbeteiligung umgesetzt, die viele Ideen generiert hat. So konnten wir mit Bürgerworkshops sowie -foren und Besuchen in Schulen – wir haben unterschiedliche Ziel- und Altersgruppen angefragt – knapp 800 Projektideen herausfiltern. Es wurden Ideenworkshops und Umfragen durchgeführt und ein Ideenfenster auf unserer Website integriert, in welchem Ideen angemerkt werden konnten. Das Projekt hat somit sehr viel Aufmerksamkeit generiert. All diese Ideen gehen jetzt in unsere Umsetzungsphase ein, in welcher wir 36 Projekte realisieren.

Zum Beispiel haben wir für das smarte DorfSHUTTLE eine Beteiligung Umfrage durchgeführt, an welchen Orten im Amt Haltestellen sein sollten. Auch zum Strategieabschluss hat es ein Bürgerforum gegeben, bei dem Feedback gegeben werden konnte. Wir haben auch generelle Beteiligungsrunden etabliert. Es gibt beispielsweise eine Expertenrunde, welche wir viermal im Jahr zu uns holen: Interessenvertreterinnen und -vertreter aus dem Amtsgebiet wie beispielsweise den Seniorenbeirat, dem Wirtschaftsverein und Bürgerinnen und Bürger, die sich gerne engagieren. Dies ermöglicht eine Interessenvielfalt an einem Tisch, welche wir gut in unsere tägliche Projektarbeit einbeziehen können.

Arbeiten Sie mit anderen Ämtern, Landkreisen oder Gemeinden zusammen?

Malin Harrsen: Bei dem Thema Verwaltung sind wir mit sehr vielen anderen Ämtern in Kontakt. Gerade, weil dabei viel von der Erfahrung anderer profitiert werden kann. Bei weiteren Themen kommt es immer darauf an; im Projekt smartes DorfSHUTTLE haben wir beispielsweise mit dem Kreis Schleswig-Flensburg, unserer Kreisverwaltung vor Ort sowie dem Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein zusammengearbeitet. Wir haben auch vor, uns mit Projekten auf Bundesebene zusammenzuschließen, damit Synergien geschaffen werden können.

Eine weitere Besonderheit des Projekts ist die deutschlandweite Netzwerkarbeit mit den anderen Modellregionen. Wir sind hier in sehr regem Austausch – vor allem mit der ersten Projektstaffel. Daraus werden gegebenenfalls auch noch einmal neue Projekte entstehen.

Bürgerbeteiligung für die Smart City Modellregion © Smart City Amt Süderbrarup

Welche Projekte streben Sie in Zukunft noch an bzw. befinden sich gerade noch in der Umsetzung oder in Absprache?

Malin Harrsen: Ein großes Projekt für die Zukunft ist die Entwicklung einer Süderbrarup-App. Wir haben gemerkt, dass wir eine Plattform benötigen – da sind wir sehr schnell auf die Idee gekommen, alles in einer App zu kombinieren. Diese stellt sich hoffentlich, wie das Digitalzentrum, als Mittelpunkt des Projektes heraus. In der App soll viel zusammengeführt werden, denn dort taucht auch der geplante digitale Marktplatz sowie eine Plattform für Vereine und Ehrenamtliche auf. Über die App könnte auch zukünftig das Dorfshuttle gebucht werden, um zu vermeiden, dass die Bürgerinnen und Bürger am Ende fünf verschiedene Apps auf dem Handy haben müssen.

Was würden Sie Kommunen mit auf den Weg geben, die das Gleiche anstreben?

Malin Harrsen: Ich würde insbesondere ländlichen Gemeinden empfehlen, sehr früh in die Aufklärung zu gehen und proaktiv auf die Bürgerinnen und Bürger zuzugehen. Die Menschen sollten früh mit einbezogen werden, um Bürgerinnen und Bürger „abzuholen“; es gilt offen zu kommunizieren – insbesondere die Strategiearbeit.

Das Modellprojekt im Amt Süderbrarup wird im Rahmen der Modellprojekte Smart Cities (MPSC) vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert.

Übersicht der Modellprojekte: https://www.smart-city-dialog.de/modellprojekte
Website der Smart City Projekte im Amt Süderbrarup: https://smartcityamtsuederbrarup.de/

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