„Die umfassende Vernetzung unseres Hotels ist die Basis“
Anstatt eine Minibar zu öffnen, um dort nach Getränken und Snacks zu greifen, können Gäste des The Rilano Hotel München die gewünschten Speisen und Getränke seit September 2018 per Telefon an die Zimmertür liefern lassen. Diese Aufgabe erledigt Jeeves, ein selbstfahrender Minibar-Roboter, der von dem Münchner Start-up Robotise entwickelt wurde. Das Breitbandbüro des Bundes besuchte das Hotel, ließ sich Jeeves vorführen und sprach mit Benno Vogel, Assistant General Manager beim The Rilano Hotel München über Entwicklung und Einsatz des Roboters.
Breitbandbüro des Bundes: Als Gast auf einer Etage im The Rilano Hotel München kann ich Drinks, Snacks oder bestellte Room-Service-Artikel telefonisch ordern, die danach von einem selbstfahrenden Minibar-Roboter vor das Hotelzimmer geliefert werden. Welche Vorteile ergeben sich daraus einerseits für das Hotel, andererseits für die Gäste?
Benno Vogel: Selbstverständlich haben wir als Hotel einen gewissen Mehrwert, da Jeeves uns hier Arbeit abnehmen kann und er stetig weiterentwickelt wird. Denkbar sind viele Möglichkeiten: Warmhalteschubladen für den Room Service, weitere Interaktionen mit den Gästen, z. B. in der Lobby, oder der Einsatz als Wegweiser zu unseren Veranstaltungen. Ein weiterer wesentlicher Punkt für uns als Hotel sind auch die Emotionen, die Jeeves bei unseren Gästen weckt, was sich absolut positiv auf das Kundenerlebnis auswirkt. Auch mit Bezug auf das Marketing ermöglicht uns Jeeves eine große Reichweite, da wir zusammen mit der Firma Robotise Branchenvorreiter sind.
Für unsere Gäste ist der absolute Mehrwert, das Erlebnis Jeeves zu nutzen. Wir beobachten immer wieder, wie viel Spaß unsere Gäste während der Interaktion mit Jeeves haben. Außerdem können wir unseren Gästen durch Jeeves eine viel größere Auswahl an Getränken und Snacks bieten, als wir es in einer normalen Minibar könnten.
BBB: Welche Maßnahmen waren – neben seiner Produktion – notwendig, um den Roboter einzusetzen?
Benno Vogel: Gewisse Voraussetzungen müssen gegeben sein, um Jeeves einzusetzen. Jeeves kann beispielsweise keine Treppenstufen überwinden. Wesentlich bei der Nutzung gerade auf einer Etage ist eine entsprechende Aufzugsteuerung. Zusammen mit dem Aufzughersteller wurde hier eine Schnittstelle entwickelt, die Jeeves den Aufzug rufen und bedienen lässt. Auf der Etage kennt Jeeves durch eine intelligente Software seinen Weg und weiß, wo sich die Zimmer befinden. Sollte einmal etwas im Weg stehen oder am Boden liegen, so wird es von Jeeves „gesehen“ und er versucht, das Hindernis zu umfahren. Möglich wäre auch eine direkte Verbindung von Jeeves mit unserem Property Management System, das den Verkauf direkt und automatisiert verbucht. Dies wird allerdings bisher noch manuell von uns erledigt.
BBB: Wie erfolgt die Bestückung des Roboters? Wie erfahren Sie, wenn Jeeves bestimmte Artikel nicht mehr vorrätig hat?
Benno Vogel: Die Bestückung erfolgt manuell. Da Jeeves immer wieder zu seiner Basis zurückkehrt, kann dies natürlich einfach überprüft werden. Durch Sensoren erkennt Jeeves, was genau entnommen wurde und registriert dies. Es gibt auch ein Backend-Tool für das Hotel, mit dessen Hilfe wir den genauen Verbrauch und die Entnahmen verfolgen können.
BBB: Welche Rolle spielt die digitale Infrastruktur dabei, den Roboter nicht nur auf einer Etage, sondern zukünftig im gesamten Hotel einzusetzen?
Benno Vogel: Letztendlich ist die umfassende Vernetzung unseres Hotels die Basis, sodass Jeeves sich frei im Hotel bewegen kann. Neben der Aufzugsteuerung benötigen wir hier auch eine flächendeckende WiFi-Abdeckung. Gerade wenn Jeeves das „Allround-Talent“ im Hotel wird, muss eine laufende Kommunikation mit der Rezeption stattfinden. Nötig wird die Netzabdeckung auch bei eventuellen Weiterentwicklungen wie einer Sprachsteuerung.