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Um die Lebensqualität auf dem Land im Landkreis Potsdam-Mittelmark (LKPM) zu erhöhen, haben sich die gemeinnützige Organisation Neuland21 und der Landkreis zur Konzipierung eines autonomen Ridepooling-Angebots im Zuge des 5G-Netzausbaus zusammengeschlossen. Beim Ridepooling werden auf Anfrage verschiedene Personen auf einer bestimmten Strecke flexibel aufgenommen und an das jeweilige Ziel gebracht. Im Rahmen des 5G-Innovationswettbewerbs des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) soll damit die letzte Meile auf dem Land erschlossen werden.

Kurzprofil

Projektdauer
ca. 3 Jahre für die Umsetzung
Gemeinden im Projektgebiet
2
Einwohner im Projektgebiet
10.557
Fläche des
Projektgebiets
39 km²
Art der Finanzierung
und Mittelgeber
Aktuell: BMVI 5G-Innovationswettbewerb
Mittelgeber
Bund

Hoher Bedarf an öffentlichen Verkehrsmitteln im ländlichen Raum

Die Ursprungsidee des Ridepooling-Projekts 5G-LKPM-Neuland21 entstand nicht aus dem 5G-Ausbau selbst, sondern erwuchs aus dem Bedarf an Angeboten des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im ländlichen Raum. Die Grundversorgung des ÖPNV im LKPM ist bereits gut ausgestattet, allerdings besteht vor allem in den ländlicheren Teilen der Gemeinden noch die Herausforderung, die zum Teil sehr lange letzte Meile mit ÖPNV zu erschließen. Um den Bürger*innen ein Leben ohne Auto auf dem Land zu ermöglichen, werden neue Mobilitätsformen/-dienstleistungen benötigt, wie beispielsweise Ridepooling. Bei dieser Art der Personenbeförderung werden die Fahrgäste auf Anfrage von einem Shuttle (typischerweise Kleinbusse oder PKWs) aufgenommen. Es können dann auf dem Weg zum Ziel weitere Personen aufgenommen werden, die einen ähnlichen Weg zu ihrem jeweiligen Ziel haben. Für die Verbesserung der Bedienqualität im ländlichen ÖPNV spielten beim LKPM auch die Möglichkeiten des autonomen Fahrens für datengestützte und von Algorithmen gesteuerte Nahverkehrsformen eine Rolle.

Kommunen müssen keine Angst vor Ridepooling haben. Es ist einfach nur ein flexibler, digitaler Rufbus.

Mathias Großklaus, Programmbereichsleiter Mobilität und Nahversorgung bei Neuland21

Die Ergebnisse der Konzeptphase

Im Rahmen der Konzeptförderung des 5G-Innovationswettbewerbs des BMVI nutzten der LKPM und Neuland21 die Chance, sich über die Kombination von Ridepooling und autonomem Fahren Gedanken zu machen. Dabei wurde eine umfangreiche Vorstudie sowie ein konkretes Umsetzungskonzept für die nächste Stufe der Förderung des BMVI entwickelt.

In der Vorstudie werden die Rolle des Ridepoolings und die des autonomen Fahrens im ländlichen Raum beleuchtet. Gemeinsam mit einem Anbieter von Ridepooling-Software haben Landkreis, Kommunen und Verkehrsbetriebe in einem Co-Creation-Prozess ein Betriebskonzept für die Shuttles entwickelt. Es ist vorgesehen, dass die Ridepooling-Shuttles zu Randzeiten – nachts und an den Wochenenden – sowie in Gebieten ohne Buslinien fahren. Diese Orte sind meist schwach besiedelt, sodass aufgrund der geringen Nachfrage ein klassisches personengeführtes Linienbusangebot nicht wirtschaftlich wäre. Der Ausbau von 5G und die damit verbundenen Möglichkeiten des autonomen Ridepoolings sollen dabei helfen, diese nicht ausreichend angebundenen Orte besser zu erschließen. Ridepooling erweitert somit das bestehende ÖPNV-Netz durch ein flexibles On-Demand-Angebot und eine Reichweite bis in entlegene Orte ohne bestehende ÖPNV-Anbindung. Das aus der Studie entstandene Wissen möchte das Projektteam im Laufe des Jahres als Praxisleitfaden für andere Kommunen veröffentlichen.

Das Projekt soll die Qualität des Nahverkehrs abseits der Hauptbuslinien verbessern.

Mathias Großklaus, Programmbereichsleiter Mobilität und Nahversorgung bei Neuland21
Co-Creation Workshop im Februar 2020 – Neuland21

Das Umsetzungskonzept von 5G-LKPM-Neuland21 sieht im ersten Jahr der Umsetzungsförderung des 5G-Innovationswettbewerbs zunächst die Etablierung des Ridepooling-Angebots vor. Für den LKPM war es besonders wichtig, dass nicht ein beliebiger privatwirtschaftlicher Anbieter das Ridepooling realisiert, sondern ein Forschungsvorhaben dahintersteht. In den beiden folgenden Jahren richtet sich der Fokus daher auf begleitende Forschung und Weiterentwicklung hinsichtlich der schrittweisen Autonomisierung des Ridepoolings mit Hilfe des 5G-Netzes. Dabei soll die Einführung von Systemen des autonomen Fahrens im Realbetrieb des etablierten Ridepooling-Netzes im ländlichen Raum untersucht und getestet werden. Durch diese autonomen Ridepooling-Netze soll künftig die Lebensqualität der Bürger*innen ohne eigenes Auto im LKPM steigen. Mit einem ausgebauten 5G-Netz sollen zudem weitere Angebote beispielsweise in der Energie- und Abfallwirtschaft von ländlichen Kommunen geschaffen werden.

Aktueller Stand der Umsetzungsphase

Derzeit befindet sich das Projekt in der Beantragung der Umsetzungsförderung des erarbeiteten Umsetzungskonzepts. Für weitere Fördermöglichkeiten durch Land und Bund möchte das Projektteam den Fokus des Vorhabens weiter schärfen und die Themen autonomes Fahren und Ridepooling künftig zunächst voneinander trennen, um Ridepooling in einem ersten Projekt zu forcieren und Autonomie erst in einem Folgeprojekt zu erschließen.

Wertvolle Erkenntnisse zur Weiterentwicklung des Vorhabens

Ridepooling spricht eine sehr diverse Zielgruppe von Jugendlichen ohne Führerschein bis hin zu Rentner*innen an. Diese Art des ÖPNV benötigt finanzielle Zuschüsse zum Betrieb. Laut Mathias Großklaus entsprechen diese jedoch beispielsweise den Kosten für unzureichend ausgelastete Dorfbuslinien, wobei der erzielte Nutzen diese bei weitem übersteigt.

Ridepooling ist nicht Uber – sondern ein von kommunaler Seite gesteuerter Teil des ÖPNV.

Mathias Großklaus, Programmbereichsleiter Mobilität und Nahversorgung bei Neuland21

Die aktuelle Ridepooling-Technologie wurde ursprünglich für den städtischen Raum entwickelt und lässt sich daher nicht ohne Weiteres auf den ländlichen Betrieb übertragen. Durch 5G eröffnet sich jedoch die Chance, dass die Fahrzeuge und ihre Sensoren sich besser orientieren können, beispielsweise mit wesentlich mehr Volumen an hochgenauen Kartendaten der ländlichen Gebiete und der sehr kurzen Verarbeitungs- und Reaktionszeit durch Edge-Computing.

Durch die Pandemie wurde der Austausch mit Bürgerinnen wesentlich erschwert. In einer Podiumsdiskussion zum Projekt 5G-LKPM-Neuland21 konnten jedoch viele offene Fragen geklärt werden. Das erhöhte die Akzeptanz für das Projekt sehr, weshalb das Projektteam bei Weiterführung des Projekts verstärkt Informationsveranstaltungen – auch online – durchführen möchte. Solche Veranstaltungen sind eine gute Möglichkeit, Bürgerinnen unmittelbar in das Projekt einzubeziehen.

Fazit

Ridepooling kann eine gute Lösung für den öffentlichen Personennahverkehr im ländlichen Raum sein. Es muss jedoch so weiterentwickelt werden, dass es den ÖPNV nicht nur ergänzt, sondern sich auch in die bestehenden Verkehrsmittel eintaktet und einen wirklichen Vorteil für die Nutzer*innen bietet. Autonomes Fahren ist eine große Chance. Allerdings kann es nur mit unmittelbarem Fokus auf die Weiterentwicklung der Fahrzeugtechnologie flächendeckend erfolgreich sein. Es zeigt sich grundsätzlich, dass innovative Technologien für ihr entsprechendes Einsatzgebiet entwickelt werden sollten. Für den urbanen Raum entwickelte Technologien lassen sich selten ohne Umwege auf ländliche Gebiete übertragen.

Weiterführende Informationen finden Sie unter:
Projektwebsite Neuland21
5G-Innovationswettbewerbs des BMVI

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