Industrielle Nutzung von 5G-Campusnetzen erforschen. Eine Case Study.
Im „IndustrieStadtpark“ Troisdorf in Nordrhein-Westfalen untersuchen drei ansässige Unternehmen gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaftsförderung die Anwendungsmöglichkeiten von 5G-Campusnetzen im industriellen Kontext. Das Vorhaben wird durch den 2019 gestarteten 5G-Innovationswettbewerb des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur BMVI gefördert und gilt als Modellvorhaben für Kommunen und Unternehmen.
Kurzprofil
- Projektdauer
- 3 Jahre
- Projektpartner
- Konsortium von 7 Partnern aus Wirtschaft, Forschung:
ZWI Technologies GmbH, Kuraray Europe GmbH, Troiline GmbH, Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT, Institut für Technologie und Innovationsmanagement TIM der RWTH Aachen, ILAG – Institut Leistung Arbeit Gesundheit, Troisdorfer Wirtschaftsförderungs- und Stadtmarketing GmbH (TROWISTA)
- Fläche des Testgebiets
- IndustrieStadtpark Troisdorf auf 480.000 m²
- Art der Finanzierung und Mittelgeber
- 5G-Innovationswettbewerb des BMVI
- Investitionsvolumen
- 3,57 Millionen €
Die Technologie ist da – aber noch fehlt die Anwendung
5G ist bereits in einigen Regionen in Deutschland für Verbraucherinnen und Verbraucher verfügbar, jedoch wurde der Mobilfunkstandard auch und insbesondere mit Blick auf eine industrielle Nutzung entwickelt. So skaliert 5G, verglichen mit bisherigen Technologien, deutlich besser mit der Anzahl verbundener Geräte und lässt sich flexibel für den konkreten Anwendungsfall optimieren. Beispielsweise benötigt ein aus der Ferne gesteuertes Fahrzeug eine sehr robuste Verbindung, wogegen eine Augmented-Reality Anwendung auf eine hohe Bandbreite und geringe Latenzen bei der Datenübertragung angewiesen ist.
5G soll diese Flexibilität bieten, allerdings fehlt zur konkreten Umsetzung momentan vielerorts noch die Erfahrung aus der Praxis. Ziel des Projekts ist die Erforschung, inwieweit sich 5G im industriellen Kontext einsetzen lässt und welche Vorteile gegenüber anderen Technologien bestehen.
Mithilfe der Förderung ist es uns nun möglich, Anwendungen der neuen Technologie für die Industrie zu erforschen. In unserem Konsortium bietet die enge Zusammenarbeit der großen und mittelständischen Unternehmen, der Forschung sowie dem kommunalen Telekommunikationsanbieter dafür eine einzigartige Basis.
Wolf-Dieter Grönwoldt, Geschäftsführer der TROWISTA
IndustrieStadtpark Troisdorf – Modellgebiet für vernetzte Anwendungen von 5G
Im Rahmen des Projekts sollen auf dem Gelände des IndustrieStadtpark Troisdorf mögliche Anwendungsfälle von 5G in der Praxis untersucht werden. Dabei wird der Fokus vor allem auf zwei Themen liegen.
Zum einen wird eine App-Umgebung entwickelt, in der ein Informations- und Leitsystem für Stapler umgesetzt werden soll, das u.a. Routen für Gabelstapler und Transportaufträge berechnet. Dabei können die Stapler automatisch überwacht und beförderte Materialien jederzeit auf ihren Wegen verfolgt werden. Ein intelligentes Energiemanagement ist ebenfalls Teil der Forschung.
Zum anderen wird das Potenzial von 5G im Kontext von Mensch-Maschine-Interaktionen untersucht. Konkret wird mithilfe von Mixed-Reality Ansätzen versucht, die Inbetriebnahme und Wartung von Anlagen remote, also ohne die physische Anwesenheit von Spezialisten, durchzuführen. Die Idee dafür ist ein „5G-Werkzeugkoffer“, der Mixed-Reality-Anwendungen auf dem ganzen Gelände ortsunabhängig ermöglicht.
Ein Alleinstellungsmerkmal ist ebenfalls, dass das 5G Campusnetz von der Troiline GmbH, die bereits das Glasfasernetz in Troisdorf errichtet hat, aufgebaut und betrieben wird. Wissenschaftlich begleiten drei Forschungsinstitute das Projekt, indem sie verschiedene Aspekte der industriellen Anwendung von 5G untersuchen. Das Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) erforscht die technische Umsetzung des Campusnetzes. Das Institut für Technologie und Innovationsmanagement (TIM) der RWTH Aachen beschäftigt sich mit der Innovation von Geschäftsmodellen in diesem Zusammenhang. Und das Institut Leistung Arbeit Gesundheit (ILAG) evaluiert die geänderten Arbeitsabläufe aus einem sozio-technischen Blickwinkel.
Unternehmen dabei helfen, eigene 5G Anwendungen zu entwickeln
Ziel des Projekts ist die Gewinnung von validen Praxisdaten für Informations- und Leitsysteme und Mensch-Maschine-Interaktionen, um den Nutzen der 5G Technologie in diesen Bereichen herauszuarbeiten. Die Erkenntnisse sollen auch anderen Unternehmen und Städten mit vergleichbaren Industrieparks zu Gute kommen und so die Digitalisierung der Industrie weiter vorantreiben.
Fazit
In Troisdorf soll mittels 5G die intelligente Vernetzung zwischen Menschen und Maschinen sowie Maschinen untereinander Realität werden. Nach einer halbjährigen Konzeptentwicklung beginnt nun die Umsetzungsphase, um die Use Cases praxistauglich zu realisieren.